184 Die jüngste, expressionistische Kunst.
„Jrrelohe“ leiden an einer gewissen Erfindungsarmut. Die
immer wiederkehrenden Effekte wirken nicht mehr neu. Gegen seine
dramatischen Werke stehen seine Lieder, seine „Kammer—
symphonie“ u. a. zurück. F. Schreker ist jedenfalls auf dem Gebiete
der Oper eine der hervorragendsten Erscheinungen von anregender
Bedeutung. Es war ein guter Gedanke, ihn 1919 zum Leiter der
Berliner Hochschule für Musik zu machen.
Neben Schreker tritt als Dramatiker E. W. Korngold (geb. 1897
in Brünn). Schon mit 11 Jahren erregte er Aufsehen mit Klavier—
werken u. a. Als op. 4 folgte sein erstes Orchesterwerk, eine
„Schauspiel-Ouvertüre“, eine „Sinfonietta“ von aus—
gereifter Struktur. Bald aber zieht es ihn zur Oper. „Der Ring
des Polykrates“ und „Violanta“ fanden ihre erfolgreiche
Erstaufführung 1916 in München. Seine Oper „Die tote Stadi“
eroberte schnell alle bedeutenden Bühnen. Sein letztes Werk ist die
Oper „Das Wunder des Heliane“.
Leicht erkennt man, besonders bei Schreker, den starken Einfluß
zweier ausländischer Meister. Der eine ist der geniale Franzose
Debussy, dessen Oper Pellsas und Mélisande für die neue
Richtung epochemachend wurde. Fast noch stärker ist der Einfluß des
Italieners G. Puccini (1858 1925), sowohl auf Harmonie, als beson⸗
ders auf die Dialogführung.
Auf dem Gebiete der Konzertmusik macht sich eine merk—
würdige Abkehr vom großen Orchester bemerkbar. An seine Stelle
tritt das sog. Kammerorchester, ähnlich wie es R. Strauß in
seiner „Ariadne“ vorgebildet hat, und zwar, je nach dem Inhalt, ver—
schieden zusammengestellt. Am erfreulichsten ist aber die Neubelebung
der Kammermusitk. Hier steht obenan als einer der talentvollsten,
aber auch kühnsten der Jungen: der Frankfurter Paul Hindemith (geb.
1895). Seine Streichquartette, und unter diesen besonders
das in Odur, sind von stürmischer Leidenschaft getragen, fesselnd
und zwingend in der Darstellung. Dasselbe gilt von den kurz als
„Kammermusik“ bezeichneten Werken für bestimmte Instru—
mentengruppen. Unter diesen ist wohl am hervorragendsten das
Violinkonzert, als ,Rammermusik IV“, mit dem phantasie⸗
vollen, ergreifenden Nachtstück als 2. Satz. Die Kunst, wie er das un—
möglich Erscheinende möglich macht, das Widersprechendste verbindet,
ist bewundernswert. Das kleine musikalische Drama „Nusch-