Full text: Musikgeschichte, Kulturquerschnitte, Formenlehre, Tonwerkzeuge und Partitur (1. Band)

Böla Bartõk u. a. 187 
sten musikalischen Charaktere des extremen Fortschritts. Mit Recht 
erkennt Einstein als das eigentlich positive Element Strawinkys „seine 
rhythmische Energie seiner im übrigen antipathetischen, ironischen, 
negierenden, fast sadistischen Musik“. Von seinen zahlreichen Werken 
wurde bei uns besonders bekannt: „Ddie Geschichte vom Solda— 
ten“, ein „Klavierkonzert“, das Ballett „Pulcinella“ nach 
Pergolesi. 
Einer der extremsten Atonisten ist der Engländer Cyrill Scott 
(geb. 1879). Er schrieb eine Reihe von Klavierstücken, Ouver— 
türen, eine Symphonie und Kammermusik. 
Ihm in seiner Richtung verwandt ist der Ungar Béla Bartok (geb. 
1881). Er ist auf fast allen Gebieten der Musik tätig; schrieb Klavier— 
werke, Violinsonaten, Streichquartette, Lieder, mehrere Orchester— 
suiten, darunter die rhythmisch prägnante Tanzsuite am bekannte— 
sten geworden ist; auch 2 Opern: „Herzog Blaubarts Schloß“ 
und „Dderhölzerne Prinz“. Ferner stammen von ihm eine Reihe 
Bearbeitungen ungarischer und anderer Volkslieder. — Auf dem Ge— 
biete der Oper ist neuerdings E. Wellesz (geb. 1885) bedeutsam hervor— 
getreten mit seiner Oper „Alkestis“ und mehreren Balletten. — 
Als der extremste von allen aber darf Alban Berg (geb. 1885) gelten. 
In seiner Oper „Wozzek“ stellt er neue Formprobleme auf, durch 
übertragen der festen Konzertformen, wie Suite, Variationen usw 
auf die einzelnen Szenen der Oper. Das Werk erregte besonders in 
Berlin ob seines rücksichtslosesten Atonismus einen lebhaften Streit der 
Meinungen. 
Mit diesen Künstlern ist natürlich die Reihe der musikalischen Ex— 
pressionisten noch lange nicht erschöpft. Viele von denen, die ich ge— 
nannt, werden sich noch erst zu bewähren haben; manche werden ver— 
schwinden, wie sie aufgetaucht, andere aber sicherlich ihren Platz in 
der Geschichte der Musik befestigen und sichern. 
Auch unsere Zeit erkennt als das Wesentliche in der Kunst die stete 
Vertiefung ihres Stimmungsgehaltes. Je weniger sie das heute durch 
innere, rein musikalische Mittel vermag, um so mehr sucht sie diesen 
Zweck auf anderem Wege zu erreichen, sei es durch Umdeuten des 
Musikalischen in Handlung oder Bewegung oder auch Bilddarstellung. 
Es liegt all diesen Versuchen das dunkle Gefühl zugrunde, daß alle 
Künste in ihrem Urgrund in einer einzigen zusammenfallen und eine 
gegenseitige Umformung gestatten. „Die Farbe tönt,“ singt Tieck. Das
	        
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