Meister dieser Zeit. 3
wirkte. Er war Schüler des Andrea Gabrieli und ganz in dessen
Grundsätzen gebildet. „Er verband,“ wie M. Friedländer sagt, „in
seinen Werken die altdeutsche und neuitalische Weise aufs glücklichste
und bildet so gleichsam die Brücke, die von Palestrina und Gabrieli
zu Schütz und weiter zu Bach und Händel führt“. Seine Bedeutung
für die Entwicklung der Kunst liegt auf dem Gebiet des deutschen
mehrstimmigen Liedes. Mit Haßler vor allem dringt die Form des
italienischen Madrigals und seine Eigenart in das deutsche Lied
ein. Während das letztere das Volkslied als Cantus firmus in den
Mittelpunkt seiner Bearbeitung stellte, erfindet das Madrigal alle
Stimmen frei, die Oberstimme ist melodieführend. Auch Haßlers Lie—
der, die in seinem „Lustgarten“ veröffentlicht sind, folgen dieser
Art; der Cantus sirmus des Tenors ist verschwunden, die freikom—
ponierte Melodie in der Oberstimme. Jedenfalls ist von keiner seiner
Melodien, auch nicht dem volkstümlichen, ergreifenden Liebeslied:
„Mein Gemütist mir verwirret“ nachzuweisen, daß sie schon
vorher als Volkslied vorhanden war. Mit Haßler beginnt somit eine
neue Phase des mehrstimmigen Liedes, die allerdings nur von kurzer
Dauer ist. Was Haßler an großen, kirchlichen Kompositionen ge—
schrieben, an Messen vor allem und Motetten, zeigt ihn als einen
Meister reinen Satzes, der an edler Schönheit und Reinheit oft an
Palestrina gemahnt. — Hierher gehört auch Jacobus Gallus (Jakob
Hähnel oder Handl) (1550— 1591). Seine große Sammlung, das
opus musicum, enthält mehrere Hundert Nummern lateinischer Mo—
tetten, darunter das ergreifende Ecce quomodo moritur“.
Aus der großen Zahl weiterer Meister nenne ich nur noch den
Gregor Aichinger (1565 — 1628), wie Haßler ein Schüler Gabrielis.
aber weniger selbständig als jener.
Literatur: Außer den Musikgeschichten siehe besonders die Vorreden zu den
Herausgaben der Werke, wie Denkmäler der Tonkunst in Bayern (Kroyer) über
Senfl, oder Denkmäler der Tonkunst in Ssterreich (Mantuani) über Gallus; Denk—
mäler deutscher Tonkunst (Gehrmann) über Haßler. Ferner C. v. Winterfeld,
Der evangelische Kirchengesang (1843) J.
Denkmäler: Außer den genannten, Commer, Musica sacra; C. Thiel, Aus—
wahl heroorragender Meisterwerke des a capella-Stils aus dem 16., 17. und
18. Jahrh. Auch das Volksliederbuch für gemischten Chor (Kaiserliederbuch) ent—
hält gut ausgewählte Stücke dieser Meister (siehe auch die Anmerkungen und Er—
läuterungen dazu am Ende der Bände).
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