E Die neue Kunst in Deutschland.
gediegenen Kontrapunktik den Deutschen nicht. Joh. Theile (1646 —
1724) schrieb neben rein kirchlichen Werken biblische Opern für
die neueröffnete Hamburger Bühne. Seine Passion ist nach dem Vor—
gange Sebastianis (1622 1683) in der Dichtung unter Preisgabe des
Bibelworts frei gestaltet.
Literatur: K. v. Winterfeld, Der evangelische Kirchengesang (1843 - 47)
3 Bände. Zeitschrift des Vereins für hamburgische Geschichte, III. Band 1. Heft.
Die ältesten Hamburger Opern von J. Geffken (mit Beispielen von Theile usw.).
M. Fürstenau, Zur Geschichte der Musik und des Theaters am Hose zu Dresden
(1861 -62), 2 Bände. *A. Pirro, Heinrich Schütz (1913).
Denkmäler: H. Schütz' sämtliche Werke, herausgegeben von Ph. Spitta
(1805 - 94), 16 Bände.
Das deutlsche Lied dieser Zeit.
Wir haben das Lied zuletzt als mehrstimmiges Kunstlied
kennengelernt. Fast alle die Meister der niederländischen und deutschen
Kunst des 15. u. 16. Jahrh. pflegten es. Daneben wurde aber auch ein—
stimmig gesungen. Vor allem sang das Volk seine Lieder so. Gerade
das 15. u. 16. Jahrh. bedeutet eine höchste Blüte des Volksliedes. Da
erklangen zuerst die herzinnigen Liebeslieder: „All mein Gedenken“,
„Die Brünnlein, die da fließen, die soll man trinken“, das „Lieblich hat
sich gesellet“ oder das schalkhafte „Ich weiß mir ein Maidlein hübsch und
fein“. Daneben die mit ihren Weisen so innig verwachsenen, rühren—
den Scheidelieder: „Ach Gott, wie weh tut Scheiden“, oder die derben
Zechlieder, wie: „Den liebsten Buhlen, den ich han, der liegt beim
Wirt im Keller“. Aber auch künstlichere Lieder mit Begleitung, meist
der Laute, wurden einstimmig gesungen. Allerdings ist diese Be—
gleitung mehr ein übertragen des polyphonen Vokalsatzes in das In—
strumentale, wobei die einzelnen Stimmen der Singstimme gegenüber
gleiche Selbständigkeit beanspruchen. Eine wirkliche Begleitung
war erst jetzt möglich auf Grund des neuen Stils. In Italien hatte
man begonnen, Madrigale, Motetten und Lieder für eine oder mehrere
Solostimmen mit einfacher Begleitung des Basso continuo und seiner
Akkorde auszuführen. Dazu treten dann zuweilen auch andere In—
strumente, z. B. 2 Violinen, die besonders Vor-, Zwischen- und Nach—
spiele ausführen.
Derjenige, welcher diese Art nach Deutschland verpflanzte und als
der eigentliche Begründer des begleiteten deutschen
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