Vorwort des Herausgebers zur zweiten Auflage.
Der neuen Ausgabe von Fechners „Nanna oder über das Seelen—
leben der Pflanzen“ folgt nun, ebenfalls gerade fünfzig Jahre nach dem
ersten Erscheinen des Buches, das Glaubensbekenntnis des Philosophen,
das er in „Zend-Avesta“ ablegte.
Einer besonderen Rechtfertigung wird diese Neu-Auflage des schon
lange im Buchhandel fehlenden Werkes nicht bedürfen. Es ist noch weit
mehr wie Nanna bezeichnend sowohl für die Eigenart Fechners wie für
die Lage der Philosophie in der Mitte des neuzehnten Jahrhunderts.
Aber es hat nicht nur diesen historischen Wert. Mögen uns auch
einzelne, etwas gedehnte Ausführungen sowie der überreiche Gebrauch
von Zitaten heute etwas fremdartig anmuten, so ist doch gerade die
Hauptfrage der Untersuchung, die psychophysische Weltauffassung, aktueller
als je, und das Fundament des sogenannten Parallelismus finden die
Streitenden hier mit voller Umsicht gelegt.
In Zend-Avesta sind alle die weiteren, fruchtbaren Gedanken, die
Fechner in seinem spätern arbeitsreichen Leben systematisch ausgeführt
und begründet hat, schon in ihren Anlagen kenntlich. Überall Keime,
die mit der Zeit heranreiften. Gewaltig war die Entwickelung der Natur—
wissenschaft in dem halben Jahrhundert seit dem ersten Erscheinen von
Zend-⸗Avesta. Doch dieser Fortschritt, dessen Hauptrichtungen die Lehre
von der Energie einerseits, die Deszendenztheorie andrerseits bezeichnen,
hat nicht eine Aufhebung, sondern eine Verstärkung aller der von Fechner
vorgebrachten Gründe für die Einheit des Erdlebens mit sich geführt.
Und wenn Fechners Lehre von den Dingen des Jenseits dem modernen
Zuge nach einer Verinnerlichung der Weltanschauung, der Sehnsucht
nach einem Miterleben eines uns alle als individuelle Geister umfassenden
Allbewußtseins entgegenkommt, so leuchtet doch aus Zend-Avesta jedem