BP SCHILLERSTOFF. — SCHIMMEL.
‚ Schillerstoff, ein früheres Synonym für Aesculin. Da seither noch viele,
namentlich Pflanzenstoffe bekannt geworden sind, die auch stark fluoresciren, so
ist diese Bezeichnung für Aesculin nicht haltbar. /
Schillerwein oder Schieler nennt man einen reinen, aus gemischten N
weissen und rothen Trauben gekelterten Wein. Bezt
Schimbergbad, im Canton Luzern, besitzt eine kalte Quelle, welche in 1000 Th. des
0.77 feste Bestandtheile. enthält , hauptsächlich Natriumcarbonat, eine Spur Jod- ;
natrium, ferner 0.7 com Schwefelwasserstoff, me
Schimmel. Unter Schimmel versteht man im Allgemeinen staubige, fädige L
oder häutige Ueberzüge auf faulenden oder in Gährung begriffenen organischen |
Substanzen. Diese Ueberzüge werden vorzugsweise gebildet aus den sogenannten
Schimmelpilzen (s. d.), die zugleich Ursache der Fäulniss oder Gährung
sind. Der grossen Anzahl verschiedener Schimmelpilze entsprechend ist das Aus-
sehen der Schimmel ein sehr mannigfaches; zu den verbreitetsten Schimmelarten
gehört der graugrüne Schimmel, allerorts auf feuchtem Brote, Papiere, auf
verdorbenen Speisen, auf Tinte und eingekochtem Obste, hervorgerufen durch
Penicillöum erustaceum Fr.; der graue Schimmel auf faulenden Pflanzen-
theilen (Blättern, Früchten u. s. w.), hervorgerufen durch Botrytis-Arten (besonders
B. cinerea); der schwarze Schimmel auf und in Früchten , Kleister ete., ver-
ursacht durch Mucor- und Aspergillus-Arten; der rosenrothe Schimmel
auf feuchten Sägespänen und Speisen, gebildet von Zrichothecium roseum Lk.;
der goldgelbe Schimmel auf feuchtem Papiere, Kleidern u. a., bestehend
aus As:pergillus flavus De By. u. a. m.
Als Schimmel erscheinen die über das Substrat hervortretenden Sporen-
(Conidien-) Träger des Pilzes ; die Conidien selbst bilden den für manche Schimmel
charakteristischen Staub. Das Vorkommen der Sporenträger setzt aber voraus,
dass das Mycelium des Pilzes sich bereits im Substrate ausgebreitet und in dem-
selben chemische Umsetzungen hervorgerufen hat. Deshalb lässt das Auftreten
von. Schimmel immer eine mehr oder minder tiefgehende Veränderung des
Substrates annehmen.
Der Einfluss des Schimmels auf die von ihm befallene organische
Substanz äussert sich darin, dass bei Sauerstoffzutritt Verwesung oder Gährung
eingeleitet wird; es tritt lebhafte Oxydation ein, deren Producte Wasser, Kohlen-
säure (Ammoniak) und einfachere organische Verbindungen als die ursprünglich
vorhandenen sind. Hierzu tritt noch die Wirkung der von vielen Pilzen ausge-
schiedenen Fermente. In Folge dessen sind Schimmel im Vereine mit den Spalt-
pilzen die Ursachen des. Zerfalles der organischen Körper.
Abhaltung des Schimmels ist daher die wichtigste Aufgabe bei be-
absichtigter Conservirung organischer Körper (mithin bei der Conservenfabrikation,
bei Aufbewahrung von Nahrungsmitteln, bei Anfertigung von Präparaten ete.).
Diese Abhaltung kann erfolgen durch vollkommenen Abschluss der betreffenden
Substanz vor Pilzsporen und Mycelfragmenten (hermetischer Verschluss,
Desinfeection, Sterilisirung). Die Bewahrung bei schon begonnener Zer- Y
setzung kann erfolgen durch vollkommene Entfernung oder Abtödtung des Pilzes w
mit nachfolgender Abhaltung neuer Pilzinfeetion.
Mehrere Krankheiten erregende Pilze treten gleichfalls als Schimmel |
auf, so die Saprolegniaceen auf Wasserthieren (Wasserschimmel), Zmpusa )
muscae Cohn auf der Stubenfliege (Fliegenschimmel), Zntomophthora radıcans
Bref. auf Raupen (Raupenschimmel), Peronospora infestans Mont. auf dem Kraute
der Kartoffelpflanze, P. vitzicola Berk. auf jenem des Weines; auch auf dem
menschlichen Körper bildet Ordium albicans Kob., der Pilz des Soores, schimmel-
artige Massen (Aphten, Mundschimmel, Schwämmchen). Wettstein.
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