Full text: Salpetersäure - Thonschiefer (9. Band)

SCHLANGENGIFT. HL 
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an a | Schlangengift. Das Giftdrüsensecret der Giftschlangen (Bd. IV, pag. 630) 
a bildet frisch eine farblose oder gelbliche Flüssigkeit von höherem speeifischem 
Gehirn. Gewichte als das Wasser, in welcher mikroskopisch einige Pflasterepithelien und 
üle ln leukocytenähnliche Körper, aber keinerlei Baeterien oder andere Schizomyceten 
Betr. sich finden, An der Luft nimmt es bald eine klebrige Beschaffenheit und saure 
ide Reaction an, ‚die mitunter schon im frischen Schlangengifte hervortritt. Farbe und 
Table Viscosität differiren bei einzelnen Schlangenarten sehr; die Farbe ist beim 
ad Bhf, Cobragifte manchmal bräunlich, beim Klapperschlangengift mitunter grünlich. Ge- 
N ander trocknet stellt Schlangengift eine bröckliche, durchscheinende, dem arabischen 
N vi Gummi im Aussehen ähnliche Masse dar, welche unregelmässige Risse, aber keine 
Güte nnd Krystallisation zeigt und sich in Wasser leicht wieder auflöst. 
is N . Die Natur des Schlangengiftes ist noch nicht völlig aufgeklärt, obschon sich 
bi 4 M mit Bestimmtheit sagen lässt, dass bei der Wirkung Eiweisskörper im Spiele sind, 
m hen Die Ansicht von CouTY und DE LACERDA (1880), dass das Schlangengift durch 
} N Blut- darin enthaltene Baeterien wirke, ist falsch. Durch Behandeln des Giftes von 
SU €): Vipera Redit mit Alkohol und Aether will LUCIEN BONAPARTE einen stickstoff- 
' vom Blat- haltigen, geruch- und geschmackfreien, in Schüppchen auftretenden, neutralen, dem 
in Siacken Ptyalin ähnlichen Körper, den er Echinin nannte, erhalten haben. Nach S. WEIR 
arnÖlat- MITCHELL und REICHERT besteht das Schlangengift aus drei verschiedenen Protein- 
a münler substanzen, von denen die giftigste dem Globulin ähnlich ist, eine zweite an die 
© Erkran- Peptone und eine dritte an Serumalbumin erinnert. Das Verhältniss dieser Sub- 
$ Schlag: stanzen ist nicht nur bei verschiedenen Schlangen, sondern auch bei derselben Gift- 
Verfettung, schlange verschieden ; das Klapperschlangengift enthält mehr Globulin als das Cobra- 
5 gift (MITCHELL). Die nach Abdampfen des Giftes der Klapperschlange erhaltene 
en Folge Masse beträgt 30 Procent. Dieselbe hält sich viele Jahre lang (nach CHRISTISON 
das Stiek- sogar 15 Jahre lang) völlig wirksam, und auch ihre wässerige Lösupg hält sich 
serdem gibt wochenlang, und büsst, selbst wenn sie sauer wird und fauligen Geruch annimmt, 
net werden, ihre Aectivität nicht ein. Die Gifte der Kreuzotter, Sandviper und Klapperschlange 
menstürzens verlieren ihre Wirksamkeit nicht durch Gefrieren, auch Kochen hebt die giftige 
1 Gehirz- Wirkung nicht auf, dagegen, werden bei länger fortgesetztem Kochen gewisse 
spricht man Giftwirkungen abgeschwächt, während andere bestehen bleiben (FEOKTISTOW). 
ngestrengte Nach MITCHELL wird das peptonähnliche Gift durch Kochen zerstört. 
setlosigkeit, Eine besondere Eigenthümlichkeit des Giftes der meisten Schlangen, die in 
tannng und der eigenthümlichen eiweissartigen Natur desselben ihre Erklärung finden kann, 
veben. besteht darin, dass ihre Wirkung weit energischer von Wunden als von Schleim- 
Tr van Ol häuten aus sich entfaltet. So wirkt das Gift von Vipern und Klapperschlangen 
A vom Magen aus nur in den Zwischenpausen der Verdauung, wird aber während 
der Verdauung zerstört. Für das Gift der Brillenschlange hat FAYRER dagegen 
L14 den Nachweis geliefert, dass es auch vom Magen und von der Augenbindehaut 
| BL, aus schwere Vergiftungserscheinungen bedingen kann. Nach RIcHARDS wird das 
| Gift der Naja sogar von der unverletzten Oberhaut resorbirt, nach GAUTIER 
| bleibt es auch bei 48stündiger künstlicher Verdauung activ. 
raus Lim Das Schlangengift besitzt eine eigenartige örtliche und entfernte Giftwirkung, 
In concentrirtem Zustande löst es Blutkörperchen und Muskelfasern auf und erzeugt 
N an den von den Schlangen gebissenen Theilen starke und mit Bluterguss ver- 
| bundene Schwellung. Resorbirt bedingt es eine mit keiner wahrnehmbaren Verände- 
rung der Blutkörperchen und keiner constanten Alteration des Blutplasmas ver- 
% bundene Neigung zu inneren Blutungen, die namentlich im Herzen, in den Muskeln, 
in den Nieren und Lungen constatirt werden. Ausserdem wirkt es gleichzeitig 
Jähmend auf die Nervencentren, insbesondere auf das Rückenmark, das Athem- 
centrum, das vasomotorische Centrum und die Herznerven. Die intensive Wirkung 
Fel0! auf das Athemecentrum erklärt die Schnelligkeit des Eintrittes des Todes bei 
kleinen Thieren nach dem Bisse grosser Giftschlangen, die so gross ist, dass 
z. B. Vögel von Bissen tropischer Giftschlangen (Naja, Hydrophis) in weniger als einer 
-wmann- Minute. Kaninchen nach 1—5 Minuten sterben. Auch. beim. Menschen _sind_ in
	        
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