Full text: Salpetersäure - Thonschiefer (9. Band)

122 SCHMELZEN. — SCHMELZPUNKTBESTIMMUNG. 
Beschaffenheit, indem von den Substanzen, deren Schmelzpunkt so niedrig liegt, 
dass wir sie nur im flüssigen Zustand kennen, bis zu jenen, die bei so hoher 
Temperatur schmelzen, dass uns die Verflüssigung mit den jetzt vorhandenen 
Wärmequellen noch nicht gelingen konnte, alle möglichen Stufen vertreten sind. 
Zum Schmelzen eines Körpers genügt es nicht, seine Temperatur bis zum 
Schmelzpunkt zu erhöhen, man muss auch während des Processes selbst beständig S 
Wärme zuführen, um denselben in Gang zu halten, und eine gesteigerte Wärme- u 
zufuhr bewirkt dabei nur eine Beschleunigung des Schmelzens, nicht aber eine (al 
Temperaturerhöhung. Da also die zugeführte Wärme gleichsam verschwindet, des 
nannte man sie früher bei den noch ungeklärten Vorstellungen von der Wärme Men 
gebundene oder latente Wärme, während wir gegenwärtig wissen, dass die latente 
Wärme nur das Aequivalent für die Arbeit ist, welche bei der Aenderung des 
Aggregatzustandes im Innern des Körpers verbraucht wird. Als Schmelzwärme 
einer Substanz definirt man die Wärmemenge, welche man einem Kilogramm der- 
selben zuführen muss, um es ohne Temperaturänderung aus dem festen in den 
flüssigen Zustand überzuführen. Sie ist beispielsweise für Eis 80 Calorien, d.h. um 
ikg Eis von 0° in Wasser von 0° zu verwandeln, braucht man eine Wärme- 
menge, welche die Temperatur von 80 kg Wasser von 0° auf 1° erhöhen könnte. 
Dem Vorgang des Schmelzens steht jener des Krstarrens gegenüber, bei 
welchem ein flüssiger Körper in den festen Zustand übergeht. Die Temperatur, 
bei welcher dies geschieht, heisst Erstarrungspunkt (s. d., Bd. IV, pag. 98) 
und entfernt sich gewöhnlich nicht weit vom Schmelzpunkt der Substanz. Dem 
Wärmeverbrauch beim Schmelzen entspricht eine Wärmeerzeugung beim Erstarren, 
und zwar so, dass Erstarrungswärme und Schmelzwärme der Grösse nach gleich 
sind. Interessant ist der Umstand, dass das Erstarren eines Körpers durch Be- 
wahren vor jeder Erschütterung, durch Einschliessen in capillare Röhren, oder 
auch durch heftige Bewegung noch bei Temperaturen tief unter dem Erstarrungs- 
punkt aufgehalten werden kann, dass aber ‚sofort die Temperatur der ganzen 
Masse bis zum Erstarrungspunkt steigt, wenn das Erstarren eines Theiles der 
Masse eintritt, wobei der übrige Theil durch die abgegebene Erstarrungswärme 
vor dem _ Erstarren bewahrt_ bleibt. Pitsch, 
Schmelzfarben heissen diejenigen zur Porzellanmalerei dienenden Glasflüsse, 
welche erst durch Zusammenschmelzen des färbenden Metalloxydes mit der 
Glasmasse ein farbiges Glas geben, im Gegensatz zu den Muffelfarben (s. d.), 
welche durch blosses Zusammenreiben des Metalloxydes mit dem Flussmittel und 
nachheriges Erhitzen in der Muffel auf dem Porzellan die gewünschte Farbe 
hervorrufen. Die Schmelzfarben sind mithin wichtige Silicate, respeective_Borate. 
— Schmelzglas, s. Email, Bd. IIL, pag. 712. 
Schmelzpulver heissen solche Zusätze zu den zu schmelzenden Körpern, 
welche den Schmelzprocess unterstützen, vereinfachen oder beschleunigen. — S. auch 
Fluss, Bd. IV, pag. 414. 
Schmelzpunktbestimmung. Seitdem zahlreiche neue organische Verbin- 
dungen als werthvolle neue Heilmittel in den Arzneischatz eingeführt worden 
sind, hat die Bestimmung des Schmelzpunktes sowohl als Reaetion auf die Iden- 
tität, wie auch auf die Reinheit erhöhte Bedeutung gewonnen. In der That ist 
die Bestimmung des Schmelzpunktes eine ziemlich leicht auszuführende Operation, | 
welche häufig sehr schnell über die Art oder Reinheit eines Körpers Auskunft 
gibt. Da die Pharmakopöe eine Vorschrift zur Ausführung der Schmelzpunkt- 
bestimmung nicht gegeben hat, so muss man sich an die _in_den chemischen 
Laboratorien üblichen erprobten Methoden halten. 
Es gibt mehrere Methoden zur Bestimmung des Schmeizpunktes, welche sowohl 
in ihrer Ausführung als _auch_ zuweilen in__ihren_ Resultaten _ sehr_ von einander 
abweichen:
	        
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