Full text: Salpetersäure - Thonschiefer (9. Band)

SALPETERSÄURE. 5 
Die Salpetersäure ist eine starke einbasische Säure, deren Salze als Nitrate 
bezeichnet werden. Diese sind krystallisirbar und in Wasser leicht löslich; sie 
im werden beim Glühen zerlegt, und zwar die der Alkalimetalle zunächst in Sauerstoff 
« und Nitrit, die der alkalischen Erden und Metalle sofort in Oxyde unter Ent- 
 . wickelung rother Dämpfe. Sie bilden sich bei der Neutralisation der Säure mit 
© dem betreffenden Metalloxyd oder Metallcarbonat, sowie der Mehrzahl nach auch 
* bei Einwirkung der Salpetersäure auf die betreffenden Metalle, wobei diese zu- 
M nächst oxydirt werden. 
N Die Darstellung der Salpetersäure geschieht fabrikmässig durch KEin- 
 n wirkung von englischer Schwefelsäure auf Natronsalpeter, welcher billiger als 
in Kalisalpeter ist. Meist verwendet man auf 1 Mol. Natriumnitrat etwas mehr als 
M ein Molekül Schwefelsäure, um dem entstehenden sauren Natriumsulfat eine mehr 
Re. flüssige Consistenz zu geben, so dass man dasselbe in flüssigem Zustande aus den 
Mer Destillätionsgefässen ablassen kann: NaNO; + H, SO, = Na HSO, + HNO,. 
Die Zersetzung geschieht in gusseisernen Cylindern oder Kesseln mit- direeter 
Karo Feuerung; die entweichenden Dämpfe von Salpetersäure werden in einer Reihe 
wird zweihalsiger , unter einander verbundener Steinkrüge, welche etwas Wasser ent- 
D- halten, verdichtet. Nach Beendigung der Operation wird die Säure durch einen 
Fl Bleiheber aus den mit einem Stopfen verschliessbaren Oeffnungen der Steinkrüge 
. abgezogen oder aus an denselben nahe dem Boden befindlichen Hähnen auslaufen 
sh gelassen. Auf die Concentration der erhaltenen Säure ist die Coneentration der 
zur Zersetzung des Chilisalpeters angewendeten Schwefelsäure und die Menge des 
n in den Vorlagen vorgelegten Wassers von Einfluss. Um Verluste zu vermeiden, 
© leitet man die aus den Krügen austretenden Gase durch einen mit Coaks gefüllten 
T Thurm, durch den ein Wasserstrom rieselt, und bringt dann dies Wasser bei einer 
» folgenden Operation wieder in die Vorlagen. 
n Aus der so erhaltenen rohen Salpetersäure gewinnt man durch Reetifi- 
nn cation aus einer Retorte reine Salpetersäure. Man verwendet rohe Salpeter- 
5 säure vom spec. Gew. 1.4, von welcher man die überdestillirende Säure als rein auf- 
fängt, sobald sie nach dem Verdünnen mit Wasser Silberlösung nicht mehr trübt, 
worauf die Destillation so lange fortgesetzt wird, bis etwa noch !/,o der ange- 
wendeten rohen Säure in der Retorte vorhanden ist, welche die vorhandene Jod- 
säure, Schwefelsäure, Eisenoxyd und andere nicht flüchtige Verunreinigungen 
enthält und wieder als rohe Säure Verwendung findet. 
Auch durch Destillation von reinem Kalisalpeter mit reiner englischer Schwefel- 
säure, wobei man die überdestillirende Säure ‚als rein auffängt, sobald sie nach 
dem Verdünnen mit Wasser sich nicht‘ mehr auf Zusatz von Silbernitrat trübt, 
kann reine Salpetersäure dargestellt werden. 
Die in der auf diese Weise dargestellten reinen Säure noch immer vorhandenen 
kleinen Mengen Untersalpetersäure (NO,), welche eine Gelbfärbung der Säure 
verursachen, entfernt man durch Verdünnung der starken Säure mit dem gleichen 
Volumen Wasser und Erwärmen auf dem Wasserbade, bis sich keine rothen 
Dämpfe mehr zeigen. Die völlige Entfernung der niederen Oxydationsstufen des 
Stickstoffs erkennt man auch daran, dass man einige Cubikecentimeter der so be- 
handelten Säure nach dem Erkalten mit einem Tropfen Kaliumpermanganatlösung 
(1 + 1000) versetzt; es muss sofort eine Rothfärbung eintreten. 
Die rohe, Salpetersäure des Handels bildet eine klare, mehr oder minder gelb 
gefärbte, an der Luft rauchende, in der Wärme flüchtige Flüssigkeit, welche meist 
durch salpetrige Säure, Salzsäure, Jod, Jodsäure, Schwefelsäure und Eisen ver- 
unreinigt ist. 
Ihr spec. Gew. beträgt 1.33—1.40 = 52—65 Procent HNO,. Die reine 
Salpetersäure bildet eine klare, farblose, in der Wärme flüchtige, sehr saure und 
ätzende Flüssigkeit, welche in _concentrirtem Zustande raucht und gewöhnlich 30 Pro- 
cent HNO, enthält.
	        
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