Full text: Salpetersäure - Thonschiefer (9. Band)

152 SCHWEFELHARNSTOFF. — SCHWEFELKOHLENSTOFF, 
Das Rhodanammon schmilzt bei 170%. Kurz darauf, wenn alles geschmolzen nm 
ist, sinkt. der Schmelzpunkt plötzlich auf 149°. Die erkaltete Masse löst sich 7 
leicht in Wasser und schiesst daraus in farblosen Prismen an. Die reciproke 
Reaction findet statt, wenn man Schwefelharnstoff mit Wasser auf 140° erhitzt: De 
. . : . Verda 
es wird wieder Ammonrhodanid gebildet. m 
Auch aus Carbodiimid (Cyanamid) und Schwefelwasserstoff wird Schwefelharn- y“ x 
stoff erhalten: C (NH) + H, S — CS(NH,)». In den Amidogruppen des Schwefel- ar 
harnstoffes lässt sich der Wasserstoff theilweise durch anderweitige Radikale er- a 
setzen ; so ist ein Aethylschwefelharnstoff, ein Diäthylschwefelharnstoff und ein Acetyl- 
schwefelharnstoff bekannt. Complieirtere Derivate, deren Ableitung hier zu weit führen Ira 
würde, sind das Sulfhydantoin und die Sulfhydantoinsäure, Ganswindt. us 
Schwefeljodide, s. Joaschwefel, Bd. V, pag. 435. X 
Schwefelkohlenstoff, Kohlenstoffdisulfid, Carboneum sulfu- ) 
ratum, Alcohol sulfuris, CS,. Wurde 1796 von LAMPADIUS zufällig ent- \ 
deckt, als er Schwefelkies mit Kohle erhitzte; seine Zusammensetzung lehrte de 
VAUQUELIN, als er zeigte, dass die so entstehende Verbindung durch glühendes ange 
Kupfer in Kohle und Schwefelkupfer zersetzt wird. Sehr 
Der Schwefelkohlenstoff wird im Grossen durch Ueberleiten von Schwefeldampf gossel 
über glühende Kohlen dargestellt. Man erhitzt zu diesem Zwecke in aufrecht mit Zi 
stehenden, gusseisernen Cylindern Kohle bis zum Glühen und trägt dann durch ofen 
eine am Boden des Cylinders befindliche, geeignete Oeffnung Schwefel in Stücken unter 
ein, welcher nun rasch verdampft und sich mit der Kohle zu Schwefelkohlenstoff Es 
verbindet, welcher in geeigneten Vorlagen aufgefangen wird. Der rohe Schwefel- m 
kohlenstoff enthält stets Schwefel in Lösung, von welchem er durch Destillation fig 
getrennt wird, ausserdem aber noch andere schwefelhaltige Verbindungen, welche & 
ihm einen äusserst widerwärtigen Geruch verleihen. Diesen unangenehmen Geruch / 
kann man durch wiederholte Destillation über reinem Fett oder Schütteln mit St 
Quecksilber, Stehenlassen über Quecksilberchlorid und Destillation über weissem Heel 
Wachs, auch durch Erhitzen mit Wasser unter Druck beseitigen. Bas 
Eine wasserhelle, stark lichtbrechende Flüssigkeit, welche bei 46° siedet und das} 
bei 0° das specifische Gewicht 1.29322 hat. KErstarrt erst bei —116° zu einer DIEe 
festen Masse, welche bei —110° schmilzt, danke 
Bläst man auf seine Oberfläche einen sehr kräftigen Luftstrom, so schlägt der 
sich ein Theil des Schwefelkohlenstoffes als schneeartige Masse nieder und auf welet 
der Oberfläche bilden sich blumenkohlartige Massen von festem Schwefelkohlenstoff, 
Der Schwefelkohlenstoff besitzt einen eigenthümlichen ätherischen Geruch, nimmt ron 
aber, dem Lichte ausgesetzt, den unangenehmen Geruch der rohen Verbindung fareh 
wieder an. Dabei färbt er sich gelblich. Setzt man ihn einige Wochen dem Ande 
Sonnenlichte aus, so scheidet sich ein rothbrauner Körper ab, während sich in kB 
der Flüssigkeit freier Schwefel befindet. Der rothbraune Körper hat eine der Formel I 
(CS)n entsprechende Zusammensetzung, ist also ein polymeres Kohlenstoffmonosulfid. Dale 
Der Dampf des Schwefelkohlenstoffs entzündet sich schon bei 149° und ver- indet 
brennt mit schön blauer Flamme zu Kohlendioxyd und Schwefeldioxyd. an 
Ein Gemisch von einem Volum Schwefelkohlenstoffdampf und drei Volumen äle 
Sauerstoff explodirt sehr heftig, wenn man demselben eine Flamme nähert; mit 
Stickoxyd gemischt, verpufft der Dampf mit glänzend blauem Lichte, welches sehr Kar 
reich an chemisch wirksamen Strahlen. ist. Diese Eigenschaft ist für die Technik ) 
nutzbar gemacht worden in Form der Schwefelkohlenstofflampe oder SELL’schen in 
Lampe. 1 
Der Schwefelkohlenstoff besitzt giftige Eigenschaften; seine Dämpfe wirken alte 
schon nach kurzer Zeit tödtlich auf kleine Thiere. Ri 
Seine Verwendung ist eine mannigfaltige, so z. B. in der Verarbeitung des | 
Kautschuks, zum Ausziehen von Oelen aus Samen, zum Entfetten von Wolle; 
ferner zum Vertilygen von Motten und wegen seiner fäulniss- und gährungswidrigen .
	        
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