Full text: Salpetersäure - Thonschiefer (9. Band)

156 SCHWEFELSÄURE, 
mit Wasser stets die coneentrirte Schwefelsäure in einem dünnen Strahl in Wasser Km 
zu giessen und darf niemals umgekehrt Wasser in die Schwefelsäure gegossen yelcht 
werden. Kühlt man ein Gemisch von gleichen Molekülen der Säure und Wasser 1} 
ab, so erstarrt es zu säulenförmigen Krystallen, welche die Zusammensetzung Le 
H, SO, + H,O besitzen und bei 7.5° schmelzen. A. 
Da die concentrirte Schwefelsäure so begierig Wasser anzieht, so wird sie Die 
häufig als Trockenmittel verwendet. Um Gase‘ damit zu trocknen, leitet man sie 1160 
durch Röhren, welche mit durch Schwefelsäure getränktem Bimsstein angefüllt sind. dünne 
Zum Trocknen von Schwefelwasserstoff kann man sie aber nicht gebrauchen, da Flüsse 
sie davon unter Ausscheidung von Schwefel zersetzt wird: H, SO, + HS = ud! 
SO, + 2H,0 +58. 1.82 
Um feste Körper zu trocknen oder um Flüssigkeiten bei gewöhnlicher Tem- u 
peratur zu concentriren, benutzt man die concentrirte Schwefelsäure in der Weise, nn 
dass man dieselben in geschlossenen Räumen (Exsiccatoren) längere Zeit über 
Schwefelsäure aufbewahrt. Organische Körper werden durch Schwefelsäure zerstört, 
indem ihnen die Elemente des Wassers entzogen werden, wobei einige, z. B. Holz 
und Zucker, verkohlen. 
Als zweibasische Säure vermag die Schwefelsäure zwei Reihen von Salzen zu 
bilden, nämlich neutrale Salze, wie Na, SO,, Cu SO,, und saure Salze, wie NaH S0O,. 
Die Salze der Schwefelsäure werden Sulfate genannt. S. unter schwefelsaure 
Salze. 
Freie concentrirte Schwefelsäure erkennt man an der Erwärmung, welche beim 
Vermischen mit Wasser eintritt, an der Schwärzung, welche ein Stückchen Holz 
durch sie erfährt, und an der Entwickelung von Schwefeldioxyd beim Erhitzen mit 
metallisechem Kupfer; verdünnte Schwefelsäure an der Schwärzung, welche Zucker 
erleidet, über welchem die Säure eingedampft wird. In freiem, sowie in gebundenem 
Zustande erkennt man sodann die Schwefelsäure durch die Fällung löslicher 
Baryaumsalze, wobei ein weisser, specifisch schwerer, in Wasser und Säuren unlös- 
licher Niederschlag von Baryumsulfat, BaSO,, entsteht. 
Die quantitative Bestimmung geschieht ebenfalls durch Fällung als Baryum- 
sulfat; die freie Säure kann auch auf aeidimetrischem Wege bestimmt werden, 
Die in Wasser nicht löslichen Sulfate werden, mit Ausnahme des Baryum- 
sulfats, leicht beim Kochen mit einer Lösung von Kaliumecarbonat zersetzt. Baryum- 
sulfat muss mit dem vierfachen Gewichte eines aus gleichen Theilen Kalium- 
carbonat und Natriumearbonat bestehenden Gemisches anhaltend geschmolzen und 
die Schmelze mit Wasser behandelt werden. Man vermischt die verdünnte, etwas U 
freie Salzsäure enthaltende, siedend heisse Lösung mit einer gleichfalls heissen bean 
Baryumchloridlösung, so lange noch ein Niederschlag entsteht, lässt kurze Zeit Mine 
kochen und dann das Baryumsulfat absetzen. Darauf giesst man die klare m? 
Flüssigkeit durch ein Filter ab, wäscht den Niederschlag mit heissem Wasser aı 
möglichst vollständig durch Decantiren aus, bringt dann den Niederschlag auf N 
das Filter und beendigt das Auswaschen, worauf man den Niederschlag glüht. Ün 
100 Th. BaSO, entsprechen 42.06 Th. H,SO,. Bei Anwesenheit von Kisen- 5 
chlorid gibt die Fällung als Baryumsulfat keine genauen Resultate. 
Zur aecidimetrischen Bestimmung freier Schwefelsäure verdünnt man diese mit 
so viel Wasser, dass in 100cem etwa 2—3 g Schwefelsäure enthalten sind, setzt | 
einige Tropfen Phenolphtalein hinzu und lässt so lange Normal-Kalilauge aus 
einer Bürette zufliessen, bis Rothfärbung eintritt. 1 ccm Normal-Kalilauge ent- 
spricht 0.0492 H, SO.. 
Je nach dem Grade der Reinheit und der Concentration unterscheidet man 
im Handel reine und rohe Schwefelsäure. | 
Die rohe Schwefelsäure, Acıdum sulfuricum crudum, führt 5 
auch den Namen englische Schwefelsäure, weil sie zuerst in England 
dargestellt und von dort nach dem Continent gebracht wurde. Sie ist eine 
klare. farblose oder bräunliche, sehr saure, nicht rauchende., häufig durch
	        
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