Full text: Salpetersäure - Thonschiefer (9. Band)

170 SCHWEMMSYSTEM. 
hängigem Canalsystem, dessen Mündung in der Peripherie des Stadttheiles gelegen 
ist, von wo aus der Canalinhalt in einen Sammelcanal gepumpt und dann nach den . 
Rieselfeldern gedrückt wird, eingetheilt ist, hat vor anderen den Vortheil voraus, / 
dass die natürlich vorhandenen Boden- und Senkungsverhältnisse viel besser aus- | 
genützt werden und eine Verlängerung der Canäle bei Erweiterung der Stadt leicht . 
vorgenommen werden kann, / 
Bei der Anlage einer Canalisation müssen aber viele Umstände Berücksich- 
tigung finden. 
Was zunächst die Form der Canäle betrifft, so hat man die Erfahrung ge- 
macht, dass bei kleineren, nicht zu begehenden Sielen kreisrunde und bei grossen 
begehbaren Canälen eiförmige, mit der Spitze nach unten gerichtete , im Innern 
möglichst glatte Thon- oder Cementröhren am besten benutzt werden. Die Dimen- / 
sionen der einzelnen Canäle hängen vollständig von localen Verhältnissen ab, vor 
Allem aber bleiben bei der Grösse eines jeden Canales zu berücksichtigen die 
Menge des einfliessenden Gebrauchswassers der anliegenden Gebäude und ganz be- 
sonders auch die Massen der meteorischen Niederschläge. In Bezug auf ersteres 
ist zu bemerken, dass man erfahrungsgemäss in einer Stadt auf den Kopf täg- 
lich 1501 Wasser rechnen muss, welche Mengen natürlich eine reichliche Wasser- 
versorgung einer Stadt voraussetzen, ohne welche ja_ eine Schwemmcanalisation 
undenkbar sein würde. 
In Bezug auf die Menge des einfliessenden Meteorwassers darf nicht ausser 
Acht gelassen werden, dass bei starken Niederschlägen plötzlich grosse Wasser- 
massen aufgenommen und abgeführt werden müssen. Man hilft sich zumeist durch | 
Anlegung besonderer „Noth- oder Stromauslässe‘“, durch welche bei starker Fül- 
Jung der Canäle das Canalwasser dem nächsten Wasserlauf direct zugeführt 
werden kann. 
Eine Hauptbedingung für die gute Funetionirung der Siele ist das noth- N 
wendige Gefälle. Um einer Stauung, sowie einer Ablagerung von Unrath in den An 
Sielen vorzubeugen, muss man verlangen, dass bei grösseren Strassencanälen das le} 
Gefälle auf je 1000m Länge mindestens 1m beträgt (1 pro mille), für Siele Ani 
mittlerer Grösse ist schon als kleinstes, zulässiges Gefälle 2m pro Kilometer an- [ 
zusehen und für Hauscanäle darf es nicht unter 1—2 Procent bleiben. Gen 
Die Frage nach der Tiefe, in welche die Siele zu legen sind, findet ihre Er- Der 
ledigung durch die Berücksichtigung der nothwendigen Entwässerung des Unter- shi 
grundes der Gebäude und der Vermeidung des KEinfrierens des Canalwassers; dem- ker 
zufolge legt man die Canäle mindestens 3m tief unter das Strassenniveau. M 
Sodann müssen zur Vermeidung von Ueberfüllung der Siele mit geformtem B 
Strassenunrath sogenannte Schlammkästen oder Gullies, deren Ablaufrohr_ einen 
Wasserverschluss besitzt, angelegt werden. 
Endlich muss bei einer guten Canalisationsanlage die Möglichkeit einer Be- | 
sichtigung, beziehungsweise Begehung gegeben sein ; zu diesem Zwecke bringt man bei . 
Canalsystemen von grösserer Ausdehnung sogenannte „Einsteigeschächte‘“ in be- N 
stimmten Abständen an. Neben diesen letzteren sind aber auch noch Ventilations- 
schachte zum Abzug der Canalgase anzubringen. 
Ganz besondere Aufmerksamkeit muss auch auf die Anlage der in die Haupt- 
canäle einmündenden Hauscanäle verwendet werden, sowohl in Bezug auf ihre 
Dichtheit, als ihr Gefälle und ihre Dimension. Zur Vermeidung des Eindringens 
von Canalgasen in die Wohnräume muss jeder Ausguss_ mittelst_ eines Wasser- 
verschlusses (Siphon) abgeschlossen sein. 
Zum Schlusse muss das endliche Schicksal des Canalinhaltes mit wenigen 
Worten berührt werden. Ueber diesen Punkt sind _in_ den letzten Jahren die 
heftigsten Kämpfe geführt worden. 
Früher hielt man es für gänzlich unbedenklich, den: Canalinhalt ohne weiters 
dem nächsten Wasserlauf. zuzuführen. Besonders in England hat man damit bittere 
Erfahrungen machen müssen, besonders _wenn_in_den Canalwässern hauptsächlich
	        
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