Full text: Salpetersäure - Thonschiefer (9. Band)

195 SEEGRAS. — SEEKRANKHEIT. 
Seegras, das bekannte Polstermaterial, ist Zostera marina L. Als „unechtes“ 
Seegras benützt man auch die oberirdischen Theile von Carex bryzoides L.. | 
Seegrün — Saftgrün, s. Bd. VIII, pag. 686. ? 
Seehofer-Balsam und Seehofer-Pillen, in manchen Gegenden Oesterreichs 
sehr beliebt; der erstere ist eine dem Elixir ad longam vitam ähnliche Tinetur, N 
die letzteren sind 0.2g schwere, mit Süssholz conspergirte Pillen aus 6 Th. Mi 
Pulvis Aloös, 2 Th. Pulvis Rhei, 2 Th. Sapo venetus und so viel als nöthig n 
Extractum Centaurit minoris bestehend. | 
Seehund. Die alten Zoologen nannten verschiedene Seethiere nach Landthieren, 
mit denen sie äussere Aehnlichkeit hatten. So haben verschiedene kleine Robben 
der europäischen Küsten den Namen Seehund erhalten, Dieselben dienen sämmt- 
lich zur Bereitung von Thran (Seehundsthran, Robbenthran), der durch Aus- 
schmelzen des Specks gewonnen wird. — S. Phoca (Bd. VIII, pay. 151). N 
Th. Husemann. N 
Seeigel. Man fasst unter dieser Bezeichnung verschiedene, zur Abtheilung der 
Stachelhäuter (Zchinodermata) gehörige, von einer mehr oder weniger kugel- 
förmigen, mit Stachelwarzen stark besetzten Haut umschlossene Seethiere zusammen, dr 
deren Eierstöcke in Küstenländern gegessen werden, so den Seeigel der Nordsee, N 
Echinus esculentus L. (E. Sphaera Müller) und die im Mittelmeere lebende Ü 
ebenfalls der Gattung Echinus zugerechnete Seemelone (Echinus Melo Olivi) 
und Seekastanie (Echinus s. Psammechinus microtuberculatus Blaine), ferner % 
den an der West- und Nordküste von Frankreich häufigen Sirongylocentretus % 
lividus Pr. (S. saxatilis Tiedem,). Das in ihnen reichlich vorhandene Wasser, D 
das in einem besonderen Systeme von Wassergefässen bei allen Echinodermen ; 
eireulirt, bildet die früher gebräuchliche Aqua ostrocadermatum, Eau des oursins, jr 
die nach MOURSOoN und SCHLAGDENHAUFFEN (1883) Seewasser mit 0.3—0.4 Pro- dr 
cent organischer Substanz (Harnstoff, Ptomaine) und viel Kohlensäure und Stick- Ü 
stoff enthält und in der Provence noch jetzt glasweise als Abführmittel dient. fol 
Th. Husemann. 
Seekrankheit ist eine Indisposition, welche durch die schaukelnden Bewe- in 
gungen eines auf dem Meere befindlichen Schiffes bei den meisten Menschen her- Öl 
vorgerufen wird und sich in Schwindel, Ekelgefühl, Erbrechen und Stuhlver- 
stopfung äussert. Später kommt eine Art Apathie und der Verlust motorischer f 
Impulse hinzu. Während eine Reihe von Menschen an diesen Symptomen so lange 
leiden, so lange sie sich nicht auf dem Festland befinden, und so oft daran er- 
kranken, als sie sich auf die See begeben, tritt bei anderen früher oder später ‚ 
eine Gewöhnung ein. Nachdem sie Stunden oder Tage lang erbrachen, unter 
Ekelgefühl und Appetitlosigkeit dalagen, hören allmälig diese Erscheinungen auf; 
der Appetit wird rege und sie sind von ihrer Krankheit genesen, Freilich gibt 
es auch gewisse Momente, die wiederholte Anfälle selbst bei seefesten Personen v 
auslösen können. Plötzliche und rasche Lageveränderungen des Körpers, Füllung 
des Magens mit Flüssigkeiten, besonders am frühen Morgen, begünstigen das Auf- 
treten solcher Anfälle. Oft genügt der gewisse Schiffsgeruch, der Anblick see- 
kranker Personen, der Geruch erbrochener Massen u. 8. w., um bei empfindlichen 
Personen neue Anfälle hervorzurufen. Obzwar man bestimmt annehmen kann, dass 
die Schaukelbewegungen des Fahrzeuges das veranlassende Moment für den Aus- 
bruch der Seekrankheit sind, so kann man dennoch bisher nicht erklären, welche 
anatomischen Veränderungen ihr zu Grunde liegen. Die Section eines an der See- 
krankheit Verstorbenen liegt nicht vor, und selbst eine solche dürfte wenig Auf- 
schluss geben, da die Störungen wahrscheinlich nur funetioneller Natur sein 
dürften. Es gibt wohl gewisse Vorschriften, deren Befolgung die Gewöhnung an 
die Schaukelbewegungen erleichtert. Dahin gehört die Vermeidung plötzlicher 
Körperbewegungen, der Genuss von festen Speisen und nur der allernöthigsten 
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