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a 5. Gröbere Coconfäden der äussersten Coconschichte heissen Werk- oder
Watteseide; sie sind oft so derb, dass man sie nur zu groben Zeugen, zu
Netzen und zum Schiffskalfatern verwenden kann. Nimmt man aus den lebenden
ı Raupen die Seidenmasse heraus, so erhält man einen weissen, drahtartigen,
äusserst festen Faden von 2—3 dm Länge, der als die bekannte Fischangel-
saite oder Seidendarm ein Handelsgegenstand ist.
: Die wichtigsten Rohseidenproducte sind die Organsin- oder Ketten-
Ba seide und die Trama, Einschlag- oder Einschussseide. Organsinseide
ir wird aus den besten Cocons hergestellt und besteht aus 2—3 Rohseidefäden, die
ha wieder aus 3—10 Coconfäden zusammengesetzt sind; erstere werden stark rechts
x gedreht und dann zu 2—3 links zusammengezwirnt. Trama wird nur schwach
| gezwirnt.
a Damit die Seide ihre volle Schönheit zur Geltung bringen kann, muss sie
m gekocht, entschält oder degummirt, d. h. mit heisser Seifenlösung behandelt
* werden, wodurch die Fäden von dem leimigen Ueberzuge (s. unten) befreit werden,
und weich, geschmeidig und lebhaft glänzend erscheinen. Statt des Kochens
der Seide wendet man jetzt ein neues Verfahren, das Soupliren, an, das der
Rohseide die Eigenschaften der gekochten Seide ohne besonderen Ge-
Wichtsverlust verleiht. Nachdem die Rohseide durch Erwärmen in 10pro-
centiger Seifenlösung auf 25—30° „weich gemacht“ und mit verdünntem
Königswasser (und Schwefelung) gebleicht worden ist, wird sie „Ssouplirt“, d. h.
mit Weinsteinlösung sehr sorgsam behandelt, An Stelle des Weinsteins können
| auch Salzsäure, Magnesiumsulfat oder Natriumsulfat verwendet werden. Das
Soupliren macht die Seide besonders für den Färbeprocess_ vorzüglich geeignet
und die Farben können leichter fixirt werden.
Die Feinheit (und der Werth) der Seidengarne wird durch die Titrirung
bestimmt; darunter versteht man die Gewichtsangabe einer bestimmten Fadenlänge.
tn. Unter Conditionirung der Seide versteht man die Bestimmung des Wasser-
rl gehaltes, die in eigenen Anstalten vorgenommen wird. Seide nimmt bis 30 Procent
Rn Wasser auf.
Kleu Verschiedene verheerende Krankheiten der Raupen haben die Seideinteressenten
LE bestimmt, Seide von Cocons anderer Schmetterlinge zu gewinnen; man bezeichnet
diese Seide zum Unterschiede von der gemeinen oder echten Seide in passender
Weise als fremde oder exotische Seide. Neuestens ist es auch gelungen,
ein der Seide ähnliches Product auf künstlichem Wege zu erzeugen. Diese
künstliche Seide wird aus verdünntem Collodium hergestellt, das mit Eisen-
chlorür oder Zinnchlorür und Gerbsäure vermischt und in einem höchst feinen
Strahle (von etwa 0.1mm Stärke) in_mit_ Salpetersäure angesäuertes Wasser
gepresst worden ist.
jerdorbenen Bau und Zusammensetzung der Seide. Die aus den eigentlichen
‚run2 eines Spinndrüsen austretenden Fäden werden von dem Exeret einer zweiten paarigen
n_— Drüse umhüllt und dadurch zu einem Faden verkittet. Der Seidenfaden besteht
To gell0- demnach aus zwei verschiedenen Substanzen: Aus dem Stoffe, der den Faden
lb sind bildet, dem hornartigen schwefelfreien Fibroin oder Seidenf aserstof f, und
mit anderen dem Excrete der vorderen Drüsen, dem Seidenleim oder Seriein. Da letzterer
5 im trockenen Zustande spröde ist, so muss er, um die Schönheit des Seidengarnes
„na hogere hervortreten zu lassen, durch das Schälen, Kochen oder Degummiren entfernt werden ;
nz Mine daraus folgt nun wieder, dass ungekochte Rohseide stets aus Coconfäden (den
ka ans det zusammengeleimten Drüsenfäden), dagegen feine Organsinseide, überhaupt jede
ne gekochte Seide, aus den losen, nicht zusammenhängenden Drüsenfäden besteht.
5 Der (ungekochte) Coconfaden (Fig. 34 a—c) erscheint, mikroskopisch betrachtet,
beide ZU als ein Doppelfaden mit ziemlich parallelen Contourlinien , der stellenweise mit
wulstartigen Massen, Vorsprüngen und Körnchenanhäufungen versehen ist. Diese
Panel Auflagerungen gehören der Serieinhülle an. Verhältnissmässig wenige solcher Sericin-
2 massen zeigt der. Faden_ der_ mittleren. Coconschichte (a). Hingegen _ist_ der
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