286 SIMULATION, — SINALBIN.
heiten simulirt werden, von denen der Laie glaubt, dass nur subjective Symptome Sn
maassgebend sind oder, dass der Arzt nicht zu entscheiden vermag, ob die vor- N
getäuschten Symptome aus dem Zustand des Leidenden oder dem Willen des 0
Simulanten hervorgehen. Seltener, als allgemein angenommen wird, werden ai
Geisteskrankheiten simulirt. Längere Beobachtung zeigt dann, dass nur Eier
einzelne Symptome simulirt werden, dass jedoch ein einheitliches Krankheitsbild de?
fehlt, dass der Simulant übertreibt und aus’ der Rolle fällt. Bei der Simulation
physischer Leiden werden Gebrechen entweder völlig aus der Luft gegriffen,
oder, was häufiger der Fall ist, wirklich bestehende geringe Gebrechen übertrieben
oder ihr Ursprung fälschlich angegeben. In ersterer Art beliebt sind Schwächen N
des Gesichtes, des Gehörs, Stimmlosigkeit, Epilepsie u. s. w. Die Simulation dieser veleh
Leiden kann den routinirten Fachmann heutzutage nicht mehr in Verlegenheit Ind
bringen. Schwieriger ist die Entscheidung , wenn bei Fällen der zweiten Art Was
Trommelfellzerreissungen, Linsentrübungen, Brüche u. s. w. als Folgen einer )
bestimmten Verletzung hingestellt werden. 5
Bei der Dissimulation handelt es sich um die Verheimlichung einer vor- zZ
handenen geistigen oder körperlichen Schwäche oder eines Gebrechens. Die mannig- Rhod
fachen Nachtheile, die einem als geisteskrank Erkannten erwachsen, veranlassen Matte
ihn, seine Wahnvorstellungen zu verheimlichen, die bereits ausgesprochenen Wahn- dem €
ideen als überhitzter Phantasie entsprungen und harmlos hinzustellen und durch feine
möglichst kluges Benehmen den Arzt und seine Umgebung zu täuschen. Auch heisst
diese Fälle sind oft sehr schwierig zu beurtheilen und bedürfen längerer Beobachtung. Säure
Dissimulation, resp. Verheimlichung physischer Gebrechen kommt häufig dann vor, 0,
wenn die materielle Existenz durch die Constatirung eines Leidens auf dem Spiele Durch
steht, so bei Bahnbediensteten, die an Farbenblindheit leiden, bei Militäraspiranten, Sina
die Schwächen des Gesichtes oder Gehöres verheimlichen wollen u. s. w. lung
Simulo0 heissen die als Nervinum, besonders gegen Epilepsie empfohlenen Be fl
Früchte von Capparis coriacea Burch., angeblich aus Bolivia und Peru. Sie Fa
sind nach HELBING (Pharm. Post, 1887) einer getrockneten unreifen Zwetschke Na
ähnlich. Die fast steinharte, rothbraune Schale enthält in süssliches Fruchtfleisch Sn
gebettet linsengrosse, etwas eckige Samen von bitterem Geschmack. Man verwendet N
die aus den Samen bereitete Tinetur. a
Sinalbin, Czo Hıs N Sa Oj6. Vergleicht man die Bestandtheile des schwarzen ©
und des weissen Senfes, so findet sich in beiden ein Glycosid, und zwar im S
schwarzen Senf das Sinigrin, im weissen Senf das Sinalbin. Ueber ersteres vergl. Kr
Myronsaures Kalium, Bd. VII, pag. 214, Beide sind durchaus verschieden, %
geben aber unter den gleichen Versuchsbedingungen correspondirende Spaltungs-
produete. Thatsächlich spielt das Sinalbin im weissen Senf dieselbe Rolle, wie =
das myronsaure Kalium im schwarzen Senf.
WILL und LAUBENHEIMER befreien den weissen Senfsamen zuerst durch Pressen 53
von fettem Oel, trocknen und pulvern den Presskuchen, kochen dann mit dem \
dreifachen Gewicht 85procentigen Alkohols !/, Stunde lang aus und filtriren heiss. ja
Beim Erkalten krystallisirt Sinalbin aus, welches durch Waschen mit CS,, Lösen x
in Wasser, Fällen mit starkem Alkohol und Umkrystallisiren aus Alkohol gereinigt je
wird. (In der verbleibenden Mutterlauge befindet sich Rhodansinapin.) Das Sinalbin
krystallisirt in glasglänzenden Nadeln, löslich in 3.3 Th. siedendem Alkohol, unlös- IB
lich in Aether, Schwefelkohlenstoff und kaltem absolutem Alkohol. Mit Alkalien Die
wird dasselbe gelb, mit HNO; vorübergehend blutroth; Kupfersalze werden durch De
Sinapin reducirt. Durch Einwirkung von Myrosin, aber auch beim Anrühren des N
weissen Senfsamens. mit Wasser spaltet sich das Sinalbin analog dem myron-
sauren Kalium nach folgender Gleichung:
Go Hıs Na Sa: Org = C7 HH; 0.NCS + Gig Ho, NO; . HSO, + C Hız Or
Sinalbin Sinalbinsenföl Sinapinhydrosulfat Traubenzucker.
Ganswindt.