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bisher erörterten vier Schichten besteht, und in eine innere, zarthäutige und vr
farblose. Diese besteht aus zwei Schichten, von denen die äussere zweckmässig „Ge
Plasma- oder Kleberschicht genannt wird, denn sie ist nebst der folgenden N
Schicht der Rest des Endosperms. In der Flächenansicht (Fig. 50), stellt sie ein 5
lückenloses Gefüge polyedrischer, etwa 0.04mm breiter Zellen dar, deren Mem- AuTWE
branen auf Zellstoff reagiren. gustel
6. Die innerste Auskleidung der Schale ist ein unregelmässiges Parenchym Spatel
aus dünnen, farblosen Zellen, deren Conturen man an der ausgebreiteten Plasma- der 5
membran sehr deutlich sieht (Fig. 50, €). ja F
Der Keimling besteht aus einem kleinzelligen embryonalen Gewebe, erfüllt mit TER
Fett- und Eiweissstoffen. guter:
Die unzerkleinerten Samen sind geruch- und geschmacklos, in Wasser quellen heleN
sie ein wenig auf und werden schlüpfrig. Mit Wasser zerrieben (auch beim Kauen) N
schmecken sie brennend scharf und der schwarze Senf (nicht der weisse von
Sinapis alba) entwickelt dabei auch einen durchdringend scharfen Geruch.
Wenn man die ganzen Samen mehrere Stunden in Wasser gelegt hat, schmecken
sie beim Kauen nicht mehr scharf, auch riechen sie nicht, während der weisse Senf
nach dieser Behandlung seine Schärfe behält (FLÜCKIGER).
Die Samen geben durch Pressen 23 Procent , durch Extraetion mit Aether
33 Procent (FLÜCKIGER) fettes Oel, welches aus den Glyceriden der Stearin-
säure, Oelsäure und Erucasäure besteht. Die Cotyledonen enthalten überdies
Sinapin und das Glycosid Sinigrin, welches durch das Ferment M yrosin bei
Gegenwart von Wasser sich in ätherisches Senföl (Isothioeyanallyl be
NCS.C; H;, s. Oleum Sinapis, Bd. VII, pag. 488), Rechtstraubenzucker und ni
Monokaliumsulfat spaltet. Vor der Destillation muss der Senf 3—6 Stunden mit Si
kaltem Wasser digerirt werden; die Menge des Destillates erreicht höchstens =
0.9 Procent. Die aufquellende Oberhaut gibt an das Wasser 19 Procent Schleim f N
ab; der Aschengehalt der Samen beträgt 4—6 Procent. Sn
Der schwarze Senf findet die ausgedehnteste Anwendung als Gewürz, doch ist
auch seine medieinische Verwendung, namentlich äusserlich in Form von Sina-
pismen sehr verbreitet. Als Hautreize benutzt man zweckmässig auch Oleum
Sinapis und Spirttus Sinapis. Innerlich, ‚als Stomachica, kommen diese Präparate y
nicht zur Verwendung, sondern man verordnet zu diesem Zwecke Senf als Speise- um
würze. In grösseren Gaben (15 g des Pulvers) bewirkt Senf Erbrechen. Ver
Das Senfmehl, Farina Seminum Sinapts (Ph. Austr.), verliert bei längerer BIN
Aufbewahrung viel von seiner Schärfe; haltbarer ist das Pulver aus entölten Fe
Samen. Es darf ein Decoet desselben durch Jodlösung nicht gebläut werden |
(Ph. Germ.), was auf eine Vermischung mit Mehl oder stärkehaltigen Samen hin-
weisen würde. Vor Fälschungen mit den Samen von Brassica Rapa L. und mn
Sinapis alba E. warnt Ph. Austr. Die ersteren sind 1'/,mal grösser, dunkler ar
gefärbt, weniger runzelig; die letzteren sind doppelt so gross, gelb: beiden fehlt X
der Geruch nach Senföl.
Schwieriger ist die Unterscheidung von dem Sarepta-Senf (s. unten).
Der für die medieinischen Zwecke allein zulässige schwarze Senf wird vorzüglich
aus Holland und Italien bezogen; auch im Elsass, in Böhmen, England, Frankreich /
und in Amerika wird Brassica nigra in grösserem Maassstabe eultivirt.
HL. Sinapis juncea L. (Brassica juncea Hook. il. et Thoms.) unter- "
scheidet sich von Brassica nigra wesentlich nur in den Blättern. Die unteren 1a
sind eilanzettlich, grob gesägt, die oberen lanzettlich und ganzrandig, kahl. Die
Samen sind meist etwas grösser und heller rothbraun gefärbt, ihre Oberfläche ist /
weniger tief grubig, da die „Becherzellen“ fast gleich hoch sind.
Diese im südlichen Russland, in Ostindien und Afrika im Grossen angebaute Art
dient in erster Linie zur Oelgewinnung und erst der fein gemahlene Pressrückstand
kommt aus dem Gouvernement Saratow als Sareptasenf in den Handel. und
ist der hauptsächlichste Rohstoff für die Fabrikation von Speisesenf. Das Pulver