24 SAMBUCUS. — SAMEN.
stoff der Früchte soll in Frankreich zur Bereitung einer Weinfarbe dienen. Er Ze
wird durch wenig Alkali blau, durch überschüssiges Alkali grün, durch Säuren "
roth (HAGER).
Die Früchte des in allen Theilen giftigen Attich (Sambucus Ebulus) werden i
nur als Abführmittel benützt. Sie sind kleiner als die des Hollunders und aus-
gesprochen genabelt.
Cortex Sambuct (Ph. Belg., Gall., Hisp.) ist die im Frühlinge von den
jungen Zweigen geschälte und vom Korke, nach Ph. Belg. auch vom Baste durch
Schaben befreite Rinde. Sie riecht und schmeckt widerlich.
Das Periderm besteht aus wenigen Reihen zarter und weitlichtiger Zellen.
Frühzeitig bildet sich Schuppenborke, welche in 15 und mehr Schichten haften
bleibt. Die primäre Rinde ist in ihrem äusseren Theile ein typisches Collenchym ;
in der Nähe der primären Faserbündel finden sich Schläuche mit rothbraunem
Inhalt. Die secundäre Rinde ist durch schmale Bastfaserbündel concentrisch ge-
schichtet; die Markstrahlen sind bis 4 Zellenreihen breit; die Siebröhren tragen
an ihren stark geneigten Endflächen treppenförmig angeordnete Siebplatten.
Krystallsandschläuche finden sich in allen Rindentheilen. J. Moeller.
Samen. Im Allgemeinen versteht man unter Samen Gebilde, welche die Fort-
pflanzung der Organismen ermöglichen, doch ist weder für die Fortpflanzung
immer Samen erforderlich, noch werden alle oder auch nur viele zur Fortpflan-
zung unentbehrliche Organe Samen genannt. Die Fortpflanzung kann auch auf
ungeschlechtlichem Wege stattfinden, und bei der geschlechtlichen Fortpflanzung
versteht man unter „Samen“ im Thier- und Pflanzenreiche etwas ganz Ver-
schiedenes. Bei Thieren nennt man die Flüssigkeit, in welcher die männlichen Be-
fruchtungszellen suspendirt sind, Samen (s. Sperma). Ganz ähnliche Befruchtungs-
zellen oder Spermatozoiden besitzen auch die niederen Abtheilungen des Pflanzen-
reiches, die Cryptogamen, und der Pollenschlauch der Phanerogamen ist, wenn
auch morphologisch verschieden, seiner Funetion nach ein Spermatozoid. Aber die
geschlechtlichen Fortpflanzungszellen der Pflanzen nennt man nicht Samen und die
Cryptogamen besitzen überhaupt keine Samen. Nur bei den Phanerogamen, welche
deshalb auch Samenpflanzen genannt werden, entwickeln sich Samen. Damit be-
zeichnet man aber nicht Organe der Fortpflanzung, sundern das erste Produet
einer stattgefundenen Befruchtung. Die Samen der Phanerogamen sind eher mit
den Vogeleiern zu vergleichen, denn wie diese bestehen sie aus einer Hülle,
einem Nahrungseiweiss und einem Embryo. Diese wesentlichen Bestand-
theile sind nur in den reifen Samen vollständig entwickelt und zeigen in ihrer Aus-
bildung eine grosse Mannigfaltigkeit. Ursprünglich, d. i. in seiner ersten Anlage
besteht der Samen aus einem gleichartigen Zellgewebe, das aus den Fruchtblättern
hervorsprosst, den Samenknospen. Wie die Vogeleier, so gehen auch die
Samenknospen zu Grunde, wenn sie nicht befruchtet werden; erst durch die Be-
fruchtung entwickelt sich das Ei zum Vogel, die Samenknospe zum Samen.
Bei deu meisten Pflanzen (den Angıospermae) entwickeln sich die Samen-
knospen in den zum Fruchtknoten (germen, ovartum) verwachsenen Car-
pellen, bei den Gymnospermae entstehen sie auf der freien Fläche der Carpelle.
In der Höhle des Fruchtknotens entwickeln sich die Samenknospen an
den Placenten, am häufigsten wandständig an den Verwachsungsstellen der Frucht-
blätter, den sogenannten Nähten, bei einblätterigen Fruchtknoten an der einzigen
vorhandenen Naht (z. B. Hülsenfrüchte), oder bei mehrkämmerigen Fruchtknoten
da, wo die Scheidewände in der Mitte sich kreuzen oder an einem durch die
Mitte des Fruchtknotens gehenden aufrechten Träger, in den beiden letzteren
Fällen demnach central. Die Samenknospen sind mittelst des Nabelstranges
(funiculus) befestigt; die Anheftungsstelle an den Fruchtblättern heisst Placenta.
Sie selbst bestehen aus einem Kern (nucellus), der von einer oder zwei Hüllen
(intequmenta) umgeben ist... Die Hüllen entspringen vom Grunde der Samenknospe,