Full text: Salpetersäure - Thonschiefer (9. Band)

328 SOMMERSPROSSEN. — SOMNAMBULISMUS. 
Flecken betupft,. bis eine bräunlichgelbe Färbung der Haut bewirkt ist; nach 
15 Minuten belegt man die afficirte Stelle. mit Charpie, welche mit der Lösung B 
2 Th. Natrium hyposulfurosum und 50 Th. Aqua Rosae) befeuchtet ist, so } 
oft, bis die Jodfärbung verschwunden ist.. Das ganze Verfahren wird mehrere Male kr 
wiederholt. . Auch Salben mit Sublimat, Borsäure, Bismutsubnitrat u. s. w. kommen ul 
in Anwendung ; HEBRA’s Unguentum antephelidicum, siehe Bd. V; pag. 156. € 
G. Hofmann. e 
Somnalum, Somnal (von somnus = Schlaf). Unter diesem Namen wurde | 
gegen die Mitte des Jahres 1889 vom Apotheker RADLAUER in Berlin ein neues ) 
Schlafmittel zum Patent. angemeldet und demnächst in den Handel gebracht, welches x 
den Mittheilungen des Erfinders zufolge ein „äthylirtes Chloralurethan“, / 
C, Hıa Cl, 0, N, sein und demzufolge die Constitutionsformel | 
06H; 
G0K-—0CH ; 
\NNH.COOC,H, 
haben sollte. Da jedoch das neue chemische Präparat nicht in fester Form, sondern 
„der leichteren Dispensirbarkeit wegen“ lediglich iu spirituöser Lösung abgegeben 
wurde, da ferner in der später in die Oeffentlichkeit dringenden Patentanmeldung AI 
sich einige Unklarheiten fanden, so wurde dem neuen Schlafmittel von vornherein al 
ein um so berechtigteres Misstrauen entgegengebracht, als das Chloralurethan jen 
kurz vorher von PoPPI auf’s Neue als Hypnotieum empfohlen worden war und ls 
die Componenten des letzteren, das Chloral und das Urethan, Hypnotica von aner- # 
kannter Wirkung sind. In der Patentanmeldung war angegeben worden, das Somnal 
werde gebildet bei Einwirkung gleicher Mengen Chloralhydrat, Urethan und Alkohol 
bei 100° im Vacuum. Die entstehende oben genannte Verbindung sollte bei 42° 
schmelzen und im Vacuum bei etwa 145° sieden. Diesen Angaben gegenüber 
stellte F. LUTZE die Behauptung auf, das in Frage stehende Somnal könne 
kein einheitlicher Körper sein, vielmehr müsse er es als eine Auflösung 
des bereits bekannten Chloralurethans in Alkohol betrachten. Zugleich erhob LUTZE 
Widerspruch gegen die von RADLAUER nachgesuchte Ertheilung des Patentes. a 
Kurz darauf versuchte auch RıTrSsERT nachzuweisen, dass sich unter den in der Y 
Patentanmeldung angeführten Bedingungen kein äthylirtes Chloralurethan bilden 
könne. Die Sache wurde in einigen weiteren Zeitungsnotizen weiterbehandelt, bis 
das Patentamt unter dem 20, December die nachgesuchte Patentirung ablehnte. 
Die sehr eingehend gehaltene Motivirung machte geltend, das Patentamt sei auf 
Grund angestellter Versuche zu der Ueberzeugung gekommen, dass nach dem 
angegebenen Verfahren: Digestion von Chloralhydrat, Urethan und Alkohol im 
Vacuum ein äthylirtes Chloralurethan sich nicht bilden könne, und dass das vom 
Erfinder eingereichte Präparat im Wesentlichen aus Urethan und Chloralhydrat 
nebst geringen Mengen von Alkohol bestehe. 
Nach dieser Erklärung war natürlich das Schicksal dieses Arzneistoffes be- 
siegelt. Zur Geschichte des Somnals erübrigt es noch, hinzuzufügen, dass die 
schlafbringende Dosis des Somnals zu 2g angegeben wurde und dass schädliche 
Nebenwirkungen, wie sie bisweilen beim Chloralhydrat beobachtet worden, bei 
diesem Hypnotieum selbstverständlich ausgeschlossen sein sollten. 
Literatur: Pharm. Ztg. 1890, pag. 610, 652, 674. B. Fischer. 
Somnambulismus, Nachtwandeln. Wenn man von der Clairvoyance, der 
religiösen Ekstase, dem Spiritismus und allem mystischen Humbug dieser Art 
absieht, so bleibt für den Somnambulismus nur jener krankhafte Schlaf übrig, 
in welchem anscheinend bewusste und zweckentsprechende Handlungen ausgeführt 
werden, deren sich jedoch der Schlafende nicht bewusst ist und für welche ihm 
auch in der Regel die Erinnerung nach dem Erwachen fehlt. .In den meisten 
Fällen sind es Träume, die mit Alpdrücken verbunden sind und bei welchen das 
auftretende Erstickungsgefühl die mannigfachsten Handlungen veranlasst. Jenen
	        
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