Full text: Salpetersäure - Thonschiefer (9. Band)

26 SAMEN. 
liegt neben dem Nabel (Fig. 3). Solche Samenknospen heissen anatrop. Endlich Jin 
gibt es auch Samenknospen, welche in ihrer Totalität gekrümmt sind (Fig. 5); sie a} 
heissen campylotrop. Eat 
In dem Zellgewebe des Knospenkerns entwickelt sich unabhängig und vor der Größ 
Befruchtung der Embryosack, indem eine central gelegene Zelle sich auf urub 
Kosten der Umgebung vergrössert, oft so weit, dass sie das. Gewebe des Knospen- ınrer 
kerns verdrängt, demnach der von dem Integument umhüllte Embryosack allein 
die Samenknospe bildet. Aus dem Protoplasma des Embryosackes entstehen alsbald 
junge Zellen, unter denen besonders eine in der Nähe der Mikropyle gelegene von 
hervorragender Wichtigkeit ist, es ist die Eizelle (ovulum). Sie wird durch den 
Pollenschlauch, der von der Narbe aus durch den Griffel in die Mikropyle und 
durch den Knospenkern (Fig. 2) eindringt, befruchtet, d. h. zu Zellentheilungen 
angeregt, deren Ergebniss die Bildung des Embryos ist. Die Zellbildung im 
Embryosacke ruht unterdessen nicht. Fig. 6 zeigt den im Knospenkern ge- 
legenen Embryosack mit den in ihm zerstreat sich bildenden Zellen und mit der 
befruchteten Eizelle, in welcher bereits die ersten Theilungen als Folge der Be- 
fruchtung aufgetreten sind. Rings um den Embryo entsteht ein homogenes Ge- 
webe: Das Endosperm. Blieb ausserhalb des Embryosackes und nachmaligen 
Fig. 5. 
Schema der anatropen Samen- Schema der atropen Schema der campylotropen 
knospe. Samenknospen. Samenknospe. 
E Embryo, Ah Hilum, ch Chalaza, E Embryo, m Mikropyle, E Embryo, m Mikropyle, 
m Mikropyle, r Raphe. ch Chalaza, £ Funiculus. £_Funiculus. 
Endosperms noch ein Theil des Knospenkerns erhalten, so wird dieser zum 
Perisperm. Beide zusammen bilden das für die Ernährung des keimenden 
Embryos bestimmte Gewebe, welches ohne Rücksicht auf seine chemische Zu- 
sammensetzung Eiweiss (Albumen) genannt wird. Für einige Pflanzenfamilien 
ist es charakteristisch, dass der Embryo sich schon im Samen zu ansehnlicher 
Grösse entwickelt (Leguminosen, Crueiferen). Es geschieht dies auf Kosten der 
Zellen des Embryosackes, welche fast vollständig „aufgezehrt“ werden können, 
und solche Samen haben kein oder wenig Endosperm. Sie speichern die für den 
keimenden Embryo erforderliche Nahrung in Keimblättern (Cotyledonen), 
deren Inhalt demnach dieselbe Funetion hat wie das Endosperm und mit Fug 
und Recht in den Begriff „Eiweiss“ einbezogen werden kann. 
Mit diesen Vorgängen im Inneren des Knospenkerns gehen zugleich Verände- 
rungen vor in den Hüllen desselben, indem diese sich zur Samenschale (testa) 
entwickeln. 
Der Keimling (Embryo) besteht aus dem Würzelchen, einem kurzen 
Stammgliede und den mehr oder weniger entwickelten Blättern daran. An 
den Axentheilen des Embryo unterscheidet man die Oberhaut, und das von dieser 
umschlossene Parenchym sondert sich in eine periphere Schicht annähernd rund- 
licher und in eine centrale Schicht längsgestreckter Zellen. Die Membranen sind 
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