470 STICKSTOFFPROBE. — STICTICUM,
die von LASSAIGNE angegebene, wonach man den zu prüfenden Körper mit einer
kleinen Menge Natriummetall in einem Reagirgläschen zusammenschmilzt. Beim
Zusammenschmelzen von kohlenstoff- und stickstoffhaltigen Körpern mit Na bildet
sich bekanntlich Cyan; war die Probe also stickstoffhaltig, so würde in der Schmelze
NaCN sich nachweisen lassen müssen. Zu dem Zweck befeuchtet man die völlig
erkaltete Schmelze vorsichtig mit etwas Wasser, zieht dann mit mehr Wasser aus,
versetzt das klare Filtrat mit etwas Lösung von gelbgewordenem Kisenvitriol
(wobei sich Ferrocyannatrium bilden würde) und säuert mit etwas HCl an; das
Auftreten eines blauen Niederschlages oder einer blauen Färbung (bei Spuren
erst nach längerer Zeit) zeigt einen Stickstoffgehalt sicher an.
Eine neuere Probe ist von DONATH angegeben worden (Chemiker-Ztg. 1890, 157)
und fusst auf. der Thatsache, dass bei Behandlung stickstoffhaltiger organischer
Körper mit starken Oxydationsmitteln in Gegenwart einer starken Base salpetrige
Säure oder Salpetersäure gebildet werden. Die Ausführung der Probe geschieht
folgendermaassen :.
Die betreffende Substanz wird in Menge von 0.03—0.05 g (je nach dem Stick-
stoffgehalt) in ein kleines Kölbchen gebracht, 0.5—-1.0g gepulvertes Kalium-
permanganat und etwa 15—20 ccm gesättigte Kalilauge (frei von Stickstoffsäuren) KP-
zugefügt und zum Kochen erhitzt, wobei nöthigenfalls nachträglich noch so viel Ben
Permanganat zugefügt wird, bis auch beim Kochen die Flüssigkeit violett oder zen
blaugrün gefärbt bleibt. Nach dem Erkalten wird mit Wasser mässig verdünnt, En
durch Zugabe einiger Tropfen Alkohol der Ueberschuss des Permanganats zer- n
stört und vom ausgeschiedenen Mangansuperoxydhydrat abfiltrirt. |
Das Filtrat wird durch Zugeben von frischer Kaliumjodidlösung und Salzsäure
und darauf folgendes Ausschütteln mit Schwefelkohlenstoff, ferner mittelst Zink-
jodidstärkelösung , Diphenylamin oder Bruein in bekannter Weise auf Stickstoff-
säuren geprüft. Die Brucinreaction ist nicht in allen Fällen, in einigen aber sehr
stark eintretend; möglicherweise wird unter gewissen Umständen der Stickstoff
bis zur Salpetersäure oxydirt. Aromatische Körper werden im Allgemeinen schwieriger
oxydirt als andere.
Die nach dieser Methode geprüften Stoffe, fast sämmtlichen wichtigen Gruppen 7
organischer Verbindungen angehörend, waren: Harnstoff, Albumin, Ferrocyankalium, ir
Amygdalin, Indigotin, Steinkohle, Pepsin, schwefelsaures Chinin, Fuchsin, Dinitro- )
benzol, Tropäolin, salzsaures Betain, Asparagin, schwefelsaures Ammoniak, Casein,
Biebricher Scharlach, Dinitronaphtalin, Naphtylamin, Nitrosonaphtol, Nitrotoluol.
Ganswindt.
Stickwurz ist Radix Bryoniae.
Sticta, Gattung der Flechtenfamilie Parmeliaceae. Der blattartig gelappte
Thallus trägt auf der Unterseite zottige Haftfasern und weisse Grübchen, am
Rande die schildförmigen Apothecien mit braunem Hymenium. In den Schläuchen D
8 spindelförmige, 2- bis mehrzellige Sporen. SE
Sticta pulmonacea Ach. (Lobaria pulmonaria Hoffm.), Lungen- Mo
flechte, Lungenmoos, in unseren Laubwäldern häufig, besitzt einen über vw
30cm grossen, in der Mitte aufgewachsenen , lederigen Thallus, oberseits grün,
kahl, grubig-netzig, unterseits rostfarbig, dünnfilzig , mit kurzen, schwärzlichen
Rhizinen und weissen, flach gewölbten Stellen (Cyphellen).
Die trocken bräunliche, schleimig-bittere Flechte ist der als Volksmittel gegen A
Lungenleiden noch gebräuchliche Lichen pulmonarius oder Herba pulmonariae
arboreae, Pulmonaire de Chene (Cod. med.). Die Flechte enthält einen der ;
Cetrarsäure verwandten Bitterstoff, die nicht näher untersuchte Stictinsäure.
Sticticum, rothes, Stickschwede, ist Emplastrum stietieum (styptieum) =
Emplastrum defensivum rubrum (s. d.). .— Als Stipticum , gelbes
pflegt man Lycopodium zu dispensiren.