STROPHANTHUS. — STRUCTURFORYMELN., 497
Die chemische Untersuchung der Strophanthussamen ist zur Zeit noch nicht
als abgeschlossen zu betrachten; die vorliegenden Angaben widersprechen sich
nicht selten und in wesentlichen Punkten ; der wirksame Stoff ist ein Strophanthin
(s. d.) genanntes Glycosid, daneben tritt fettes Oel besonders hervor.
Neben dem Strophanthin ist in den‘Haaren des ‚Schopfes ein alkaloidartiger
Körper Inein gefunden, dem aber eine nennenswerthe physiologische Wirkung
nicht zukommt. Unbekannt ist der Körper, welcher nach STEINACH, ähnlich dem
Cocain, die Schleimhaut anästhesirt. Das fette Oel ist grüngelb bis dunkelgrün,
dickflüssig, spec. Gew. 0.9247 (bei +21° nach O0. FISCHER) oder 0.925 (bei +15°
nach HELBING), von schwach narcotischem Geruch, der von einer geringen Menge
ätherischen Oeles herrührt, von mild öligem, nicht bitterem Geschmacke, in Wasser
unlöslich, in siedendem Alkohol wenig löslich, leicht löslich in Aether und Chloro-
form. Von Kalilauge wird es leicht verseift, der Gesammtfettsäuregehalt ist 92 Pro-
cent, die Fettsäuren schmelzen bei 44°, erstarren bei 38°.
W. ELBORNE fand 20 Procent fettes Oel, 0.9 Procent Chlorophyll und Fett,
1.5 Procent eines bitteren, festen und 2.9 Procent eines zweiten ähnlichen Körpers,
19.6 Procent eiweisshaltige und 54.3 Procent unlösliche Substanzen,
Die Samen gelangen meist ohne Fruchthülsen und ohne Haarschopf in den
Handel. 200kg frische Kapseln liefern nur 500.0 Samen.
Man verwendet die Samen am liebsten in Form einer Tinetur, die man aus
den nicht geschälten und nicht entölten, aber gut zerkleinerten Samen im Ver-
hältniss von 1410 mit Spiritus dilutus darstellt. Eine solche Tinetur ist gelb
bis weingelb, von intensiv bitterem Geschmacke, spec. Gew. 0.90. Sie ist, wie
auch die Samen, vorsichtig aufzubewahren.
Maximaldosis: 4mal täglich 10 Tropfen,
Strophanthus ist das mächtigste bis jetzt bekannte Herzgift; seine Wirkung
mE in kleinen Gaben besteht in Contraetion des Herzmuskels, durch grosse Gaben
wird das Herz gelähmt. Die Neger benützen als Gegengift gegen Strophanthus den
Fortsatz sich frischen Saft der Zweige von Adansontia digıtata, und soll es sich bestätigen, dass
it dem Quer- das krystallinische Adansonin sich bezüglich seiner physiologischen Wirkung
in einem ausgesprochenen Antagonismus zum Strophanthin befindet.
Literatur: Pharmaceut. Jahresbericht 1887 mit vollständiger Angabe der älteren
Literatur. — Vulpius, Pharm. Centralhalle. 1888. — Hartwich, Arch. d. Pharm. 1888. —
Journ. d. Pharm. et Chimie. 1888 u. 1889. Hartwich,
Strophiolu M, Spongiola seminalıs, ist eine Gewebewucherung auf der Raphe
mancher Samen. Sie ist frei oder der ganzen Länge nach mit der Naht ver-
wachsen, kamm-, schuppen-, band-, schopf-, scheibenförmig, gestreift oder gedreht,
Immer ist ihre Farbe von der Samenschale verschieden und ihre Consistenz weich,
yallertartig, knorpelig oder schwammig.
Structurformeln, Constitutionsformeln, Während die empirischen
Formeln einfach die Zusammensetzung einer Verbindung angeben, d.h. wie
viel Atome bestimmter Elemente in einem Moleküle derselben enthalten sind,
ohne auf die Gruppirung der Atome Bedacht zu nehmen, geben die Struectur-
oder Constitutionsformeln ein Bild von der Lagerung der Atome zu ein-
ander innerhalb der Moleküle einer Verbindung, geben Aufschluss über die Con-
stitution oder Struetur derselben. Die empirischen Formeln der Salzsäure und
Schwefelsäure , NO; H und SO, H, drücken nur aus, dass die Moleküle derselben
aus bezw. 1 Atom Stickstoff, 3 Atomen Sauerstoff und 1 Atom Wasserstoff, und
1 Atom Schwefel, 4 Atomen Sauerstoff und 2 Atomen Wasserstoff bestehen, wo-
yegen deren Constitutionsformeln
0,N.OH_ und __ 0: S<OM
«r zeigen, dass die 3, bezw. 4 Atome Sauerstoff mit dem Stickstoff und Schwefel direet,
an Kicknia der Wasserstoff mit diesem aber nur durch Vermittlung des Sauerstoffs verbunden ist.
Real-Encyclopädie der ges. Pharmacie, IX.
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