40.5 STRUCTURFORMELN. — STRUCTURTHEORIE. 
C, H,O, ist die empirische Formel für die Essigsäure, während die Formel: D: 
CH; . COOH 
die Strueturformel der Essigsäure wiedergibt, welche erkennen lässt, dass die oil 
verschiedenen Atome Wasserstoff ein verschiedenes chemisches Verhalten besitzen Tas 
müssen. Während nämlich .3 Wasserstoffatome direct mit einem Kohlenstoffatom = 
verbunden sind, ist das vierte an das zweite Atom Kohlenstoff nur durch Hilfe N 
von Sauerstoff gebunden. Diese Strueturformeln geben uns zwar eine Vorstellung 
von der Anordnung der Atome, nicht aber ein Bild von der räumlichen Lagerung a 
derselben, wozu sie nicht im Stande sein können, weil sie die einzelnen Atome nl 
nur als in einer Ebene liegend darzustellen vermögen und die räumliche Lagerung 
der Atome nur durch ein Structurmodell oder perspeetivische Zeichnung veran- nd 
schaulicht werden kann (s. Stereochemie). a 
Zur Ermittelung der Constitutionsformeln der namentlich organischen Verbin- A 
dungen ist es erforderlich, die Umsetzungen derselben mit anderen Verbindungen Br 
bekannter Structur oder einfachen Körpern genau zu studiren und womöglich BR 
dieselben aus einfacher zusammengesetzten Körpern künstlich darzustellen. Noch nm . 
nicht für alle: organischen Verbindungen haben bei der grossen Schwierigkeit, nn 
mit welcher das eingehende Studium derselben oft verknüpft ist, Struceturformeln Vak 
aufgestellt werden können. Solche auf wissenschaftlicher Grundlage für alle "an 
organischen Verbindungen zu finden, so dass wir aus denselben neben Gruppirung An 
der Elemente ihre Bildungsweisen und chemisches Verhalten zu erkennen ver- N 
mögen, ist das Streben der wissenschaftlichen Chemie. H. Beckurts. en 
Structurtheorie. Die Formeln der chemischen Verbindungen, welche die Sau 
procentische Zusammensetzung der Moleküle ausdrücken, bezeichnet man als em- Va 
pirische Formeln. Es lässt sich aber durch eine Formel noch mehr aus- CH 
drücken, als nur die Zusammensetzung der Körper, ihr chemisches Verhalten. Dement- hard 
sprechend bestand zur Zeit der Giltigkeit der elektrochemischen Theorie eine jede 
Formel aus zwei Theilen, welche den elektropositiven und elektronegativen Be- AN 
standtheil anzeigten, so z. B. war die Formel für Natriumnitrat: Na 0, NO;. Aus ZWEIW 
dem Bestreben, das chemische Verhalten der Verbindungen durch Formeln aus- verbin 
zudrücken, entstand die Typentheorie. Ihr folgte die gegenwärtig allgemein be- Doppe 
stehende Strueturtheorie , welche sich auf die atomistische Hypothese und die 
Werthigkeit der Elementaratome stützt. Strucetur oder chemische Constitution nennt 
man die Art, der Bindung der Atome im Moleküle, wobei sich die Affinitätseinheit 
eines Atoms mit der Affinitätseinheit eines anderen Atomes bindet. Die dies aus- 1 
drückenden Formeln heissen Struetur- oder Constitutionsformeln. Structurtheorie Atran 
oder Theorie der Atomverkettung ist daher die Theorie, welche die Eigenschaften aitat | 
der Verbindungen auf die Natur und Anordnung der in ihr enthaltenden Elementar- dung 
atome zurückführt. Unter Struetur- und Constitutionformeln verstehen wir weiter ze } 
eine jede Furmel, welche ausdrückt: 1. die Zersetzungen, welche die Verbindung 
erleidet, 2..die Synthese der Verbindung und 3. die Beziehungen, welche gemäss 
der Werthigkeitshypothese zwischen den einzelnen Theilen der Verbindung existiren. 
Derartige Formeln dürfen aber nie allein auf Grund der Werthigkeitshypothese Dr 
aufgestellt werden, sondern nur auf Grund der Reactionen und eventuell‘ der {ie ] 
Synthese der betreffenden Verbindung, wobei die Werthigkeit der Elemente nur ein 
ergänzend herangezogen werden darf, | 
So ist z. B. die empirische Formel für die Essigsäure C,H, O,. Ihr chemisches . 
Verhalten lehrt uns, dass. 1 Atom Wasserstoff sich leicht durch Metalle ersetzen und 
lässt;. es entsteht bei Einwirkung von Kaliumecarbonat auf Essigsäure die Ver- stoffer 
bindung C,H; KO,. Daraus folgt, dass eines von den vier Wasserstoffatomen der atüme 
empirischen Formel sich von den drei anderen unterscheidet. Dies drückt die in 
Formel C,H; O0, H aus. 
Behandelt‘ man die Essigsäure mit Phosphorchlorid, so tritt an Stelle von. einem 
Sauerstoff und einem Wasserstoff Chlor: CH; O Cl. Durch Behandlung dieser Ver- 
I