44 SANTONIN. — SANTONINOXIM.
‚. Concentrirte Salpetersäure löst Santonin in der Kälte farblos; die Lösung 0
zersetzt sich beim Erwärmen unter Bildung von Bernsteinsäure und Oxalsäure r
und lässt auf Wasserzusatz eine amorphe, weisse, bitter schmeckende Masse N
ausfallen. a
— Mit concentrirter Jodwasserstoffsäure und amorphem Phosphor längere Zeit N
gekocht geht es in santonige Säure, und bei anhaltendem Kochen mit heiss- w
gesättigtem Barytwasser in Santönsäure über. .
= Schmilzt man Santonin mit Aetzkali zusammen, so entsteht unter Gasent- 5
wickelung eine rothe Schmelze, welche, in verdünnter Schwefelsäure gelöst, .
harzige Körper ausscheidet, und, der Destillation unterworfen, Ameisensäure, WB
Essigsäure, Propionsäure liefert.
Die charakteristische Reaction des Santonins ist, zu 5 Th. mit 4 Th. Natrium-
carbonat, 60 Th. Weingeist und 20 Th. Wasser gekocht eine Flüssigkeit von
abwechselnd rother und gelber Farbe zu geben. ;
Das im Handel befindliche Santonin ist zu 15 und nach v. DRAGENDORFF rh0
selbst zu 60 Procent mit Kkrystallisirter. Borsäure verfälscht gefunden worden. nie
Auch Gummi und Saliein wurden darin gefunden. Höchst gefährlich sind Ver- Wa
unreinigungen (wahrscheinlich zufälliger Art) mit Strychnin und Brucin, auf welche a
die Pharmakopöe prüfen lässt. Das Santonin wird zu diesem Zwecke mit 100 Th. jr
Wasser und 5 Th. verdünnter Schwefelsäure gekocht; vorhandenes Strychnin wird
dabei in Lösung gehen und dem Filtrat einen bitteren Geschmack ertheilen ;
nachzuweisen ist es in demselben mittelst Kaliumdichromat, Jodlösung oder
Gerbsäure. ;
= Zur Prüfung auf sonstige Verunreinigungen empfiehlt MARME 2.0 Santonin ES
mit 10.0 Chloroform anhaltend zu schütteln, wobei Gummi, Saliein und Borsäure x
ungelöst zurückbleiben. Eine Probe des vorsichtig getrockneten Niederschlages, A
wird, falls Saliecin vorhanden, mit concentrirter Schwefelsäure intensiv roth ge- ©
färbt. Borsäure wird durch die grüngesäumte Flamme der spirituösen Lösung des
Rückstandes erkannt und Gummi durch Ammoniumoxalat oder Bleisubacetat 7
nachgewiesen. Yl
— Zur quantitativen Bestimmung des Santoningehaltes in /ores Cinae empfiehlt Er
FLÜCKIGER folgendes Verfahren: Man kocht 5 Th. des Rohmaterials mit 1 Th. /
gelöschten Kalkes und einer reichlichen Menge verdünnten Weingeistes von 0.9835
spec. Gew. zwei Stunden lang, giesst die Flüssigkeit nach dem Erkalten ab,
wiederholt diese Behandlung noch wenigstens 2mal und destillirt den Alkohol von
den gesammelten Auszügen ab. Die zurückbleibende Flüssigkeit sättigt man in der
Kälte mit Kohlensäure, filtrirts nach einigen Stunden von dem Niederschlage ab
und dampft das Filtrat zur Trockne ein. Den Rückstand reibt man mit Thier- :
kohle und Weingeist von 0.985 spec. Gew. an und spült den Brei in einen
Kolben, um denselben mit einer angemessenen Menge Weingeist zu digeriren.
Nach dem Aufkochen bringt man den Kolbeninhalt auf ein Filtrum, wäscht dieses
mit heissem Weingeist aus und verjagt den Alkohol aus der durchgelaufenen
Flüssigkeit, in welcher nach einigen Stunden Krystalle von Santonin anschiessen. N
- Santonin wird’ als Wurmmittel zu 0.02—0.1 pro dosi, bis 0.3 pro die ge- k
geben. Nicht zu kleine Gaben verursachen Xanthopsie, indem das Santonin auf
den Nervus opticus wirkt und die violettempfindenden Nervenfasern zuerst erregt,
worauf eine Ermüdung oder Lähmung derselben eintritt.” Xanthopsie ist somit als
Violettblindheit aufzufassen.
Intoxicationen sind besonders bei Kindern nach Dosen von 0.1—0.,.36, be-
sonders wenn in nüchternem Magen gegeben, beobachtet worden. Der Harn wird
durch Santonin gelb gefärbt, und zwar oft schon 1 Stunde nach dem Einnehmen,
| . Holfert.
en Santoninoxim, Cis Ha 0... NOH, wurde von CopPoLA an Stelle des Santonins
empfohlen. Die mitunter beobachteten unangenehmen Wirkungen des Santonins
führt derselbe auf einen durch Würmer. erzeugten Darmcatarrh zurück, in Folge