606 TARAXACUM. — TARNIN.
Im Frühjahr ist die Pflanze reich an Milchsaft, im Herbste fehlt derselbe
und es tritt dann in der Pflanze reichlicher Inulin auf. DRAGENDORFF (1870)
fand im October 24 und im März 1.74 Procent Inulin. Die im März gesammelten
Wurzeln gaben ausserdem 17 Procent unkrystallisirbaren Zucker und x
18.7 Procent Lävulin. na
Nach DIPPEL enthält das Rindengewebe im Herbst Amylum. Fetter Culiur- N
boden begünstigt die Zuckerbildung. Der frische weisse Milchsaft ist sehr bitter
und nimmt bald sauere Reaction und röthlichbraune Färbung an, indem er zu '
bröckligen Massen gerinnt, die man als Leontodin bezeichnet. Durch kochendes —
Wasser lässt sich demselben ein bitter schmeckender Stoff, Taraxacin, entziehen, vis
der nach POoLEx (1839) Kkrystallisirbar sein soll.
Der Milchsaft ist der Hauptsache nach eine Emulsion von Harz (?) und einem wachs- .
artigen Stoffe, der nach KROMAYER (1861) krystallinisch und der Formel ©; H,; 0 5
entsprechend zusammengesetzt sein soll. Derselbe nannte ihn Taraxacerin. ;
FLÜCKIGER erhielt im April 5.24, FRICKHINGER ebenfalls im Frühjahr 7.8 und
im Herbst 5.5 Procent Asche.
In den Blättern und Stengeln des Löwenzahns wies MARME Inosit nach.
Man sammelt die Wurzel im Herbst. 4 Th. frische geben 1 Th. trockene. Man
spaltet sie vor dem Trocknen der Länge nach und muss die trockenen sorgfältig tar
aufbewahren, da sie leicht dem Wurmfrass unterliegen. Il
Eine Verwechslung mit Radıx Cichorit ist leicht durch den strahligen Bau hy
dieser Wurzel nachzuweisen, pag
Radix Taraxact ist eines der am längsten benutzten Mediceamente, jetzt ist tar
ihr Ruhm ziemlich geschwunden. Man benutzt sie zum Theeaufguss in Substanz tar
und bereitet daraus ein Extraet. Das frische Kraut bildet einen Bestandtheil der als
Frühlingskräutersäfte (Bd. VI, pag. 104). x
Die Löwenzahnwurzel dient für sich allein oder als Verfälschung der Cichorie
zu Kaffeesurrogaten. Id
Es kommen hier für ihre Unterscheidung von der Cichorienwurzel die schmalen
und sehr breit gestreckten Tüpfel der Gefässe, sowie die Abwesenheit der Holz- nn
fasern in Betracht. Hartwich.
Tarfa ist Tamarix gallica (pag. 596).
Tarirwage, Receptirwage, eine fest stehende oder hängende Wage 5
mit flachen Schalen, auf welche die zur Aufnahme flüssiger Arzneien bestimmten
Glasflaschen u. s. w. gestellt werden können. Zur Wiederherstellung des durch
Aufsetzen eines Gefässes auf eine Wageschale gestörten Gleichgewichts werden Ne
auf die andere Schale so viel Gewichte gelegt, als das Gefäss wiegt. Einfacher Kl
ist es, an Stelle der Gewichte irgend einen in kleinen Körnchen vorhandenen Ka
Körper zu verwenden, mit dem das sogenannte „Tariren“ viel rascher zu be- wm
werkstelligen ist. Hierzu verwendet man vielfach gewöhnliches grosskörniges Blei- ;
schrot, welches, um das lästige Fortrollen zu verhindern, durch Daraufklopfen
mittelst des Pistilles im grossen eisernen Mörser etwas breit geschlagen worden
ist. Das Bleischrot oxydirt sich bald an der Luft, sieht alsdann unangenehm 5
aus und ist auch unangenehm anzufühlen. Reinlicher und angenehmer ist Stahl-
schrot, am allerschönsten und auch durch Waschen zu reinigen: Porzellan- |
schrot, Granaten. Zum Aufnehmen und Aufbewahren des zum Tariren N
dienenden Schrotes u, s. w. benützt man Gefässe verschiedener Form (Schälchen, Se
Becher, Kännchen). N
Tarkonin, C,, H, NO;, ist ein vom Cotarnin (s. Bd, III, pag. 311), einem ”
Derivat des Narcotins (s. Bd. VII, pag. 238), sich ableitender Körper. \a
Tarnin, CC. Hy NO, + 1.5 H,O, ist eine aus Bromtarkonin neben Cupronin
(s. d. Bd. III, pag. 333) sich bildende Base. Lange, orangerothe, sehr feine Nadeln,
leicht löslich in heissem Wasser und Alkohol, unlöslich in Aether. Bildet mit
Säuren schön kryvstallisirende Salze. 4