676 THEOBROMASÄURE. — THEOPHYLLIN.
säure aus dem Cacaofett nicht isolirt werden konnte, dass überhaupt eine höher
molekulare Säure als die Arachinsäure darin nicht enthalten sei. Dagegen hat
GRAF (1889) die Anwesenheit eines noch nicht näher bestimmten hochmolekularen
Alkohols im Cacaoöl nachgewiesen, der wahrscheinlich auch KINGZETT bei seinen
Versuchen vorgelegen hat, ohne von ihm richtig erkannt zu werden, Die "Theo-
bromasäure ist demnach aus der Fettsäurereihe zu streichen. Ganswindt.
Theobromin, Dimethylx anthin, C, H; N, O,, findet sich zu etwa 1.4 Procent
in den Cacaobohnen, den Samen von Theobroma Cacao L., und zu etwa 0.3 Pro-
cent in den Cacaoschalen; bildet sich beim Erhitzen von Xanthinblei mit Methyl-
jodid auf 100°, liefert beim Erhitzen mit Methyljodid, Aetzkali und Alkohol auf
100° Coffein = 'Trimethylxanthin; ist eine schwache Base; die Salze geben an Y
Wasser oder Alkohol einen Theil oder alle Säure ab. ;
Darstellung. Entölte Cacaomasse wird mit Kalkhydratpulver vermengt und m
mit 8O0proe. Alkohol wiederholt heiss ausgezogen; oder, nach DRAGENDORFF : a
Cacaoschalen werden mit Wasser ausgekocht, die abgespresste Auskochung mit «
Bleiessig gefällt, im Filtrate das Blei durch Schwefelwasserstoff entfernt, die it
Lösung mit Magnesia getrocknet und der gepulverte Rückstand mit Alkohol aus- 9
gekocht. #
„Das reine Theobromin des Handels bildet ein weisses, aus mikröskopischen
rhombischen Nadeln bestehendes Pulver, ist geruchlos, von anfangs geringem,
hintennach bitterem Geschmack, sublimirt unzersetzt bei etwa 295°.
- 1 Th. Theobromin löst sich in etwa 1600 Th. kaltem und 150 Th. heissem |
Wasser, in etwa 4300 Th. kaltem und 430 Th. heissem absolutem Alkohol; in
105 Th. heissem Chloroform; sehr leicht in wässerigen Lösungen der fixen Aetz-
alkalien und Erdalkalien. Es entstehen hiermit Salze, aus denen durch Säurezu-
satz, auch Kohlensäure, Theobromin wieder abgeschieden wird.
Eine Verbindung des 'Theobrominnatriums mit salieylsaurem Natrium zu I
gleichen Molekülen ist das unter dem Namen Diuretin im Handel befindliche Prä-
parat. Dieses wird durch Zusammenbringen der wässerigen Lösungen beider Körper
hergestellt, bildet ein weisses Pulver von süss-salzigem, alkalischem Geschmack,
ist in der Hälfte seines Gewichts Wasser, besonders beim Erwärmen, vollständig
löslich; die Lösung reagirt alkalisch, scheidet auf Zusatz von stärkeren Säuren I
wieder Salieylsäure und Theobromin aus, welche Fällung auf Natronlaugezusatz
wieder verschwindet. Es muss vor Luftzutritt geschützt aufbewahrt werden.
Das Diuretin ruft diuretische Wirkungen hervor durch directe Beeinflussung der
Niere, ohne central erregend zu wirken. Knoll.
Theolin —= Oleum Pini Sabinianae, s. d. Bd. VII, pag. 483.
Theophyllin ist von KOsSsEL eine von ihm im Theeextract neben Coffein auf-
gefundene und isolirte Base genannt worden. Zu deren Gewinnung wurde das mit
Wasser verdünnte KExtract zunächst durch Ausfällen mit Schwefelsäure von
schmierigen Produeten befreit, mit Ammoniak sodann übersättigt, mit ammoniaka-
lischer Silberlösung gefällt und der Niederschlag nach längerem Stehen gesammelt.
Der Silberniederschlag wurde mit warmer Salpetersäure digerirt, von den beim
Erkalten sich ausscheidenden Silbersalzen abfiltrirt und das Filtrat mit Ammoniak
bis zur alkalischen Reaction übersättigt. Es setzte sich nach 24 Stunden ein
bräunlicher, amorpher Niederschlag ab, welcher die neue Base in Form ihrer
Silberverbindung: enthielt. Nachdem dieselbe durch Schwefelwasserstoff zersetzt
war, schied sich aus der vom Schwefelsilber abfiltrirten Flüssigkeit eine geringe
Menge Xanthin ab; nach weiterem Einengen krystallisirte ein Theil der neuen
Base heraus. Die Mutterlauge fällte Kossen mit Hydrargyrinitrat, filtrirte den
Niederschlag und versetzte das Filtrat mit Natriumecarbonat bis zur alkalischen
Reaction. Es bildete sich ein weisser Niederschlag, welcher fast ausschliesslich aus
einer Quecksilberverbindung der Base bestand. Sowohl aus dem ersten wie aus
dem zweiten Quecksilberniederschlag konnte die neue Base gewonnen werden.