Full text: Salpetersäure - Thonschiefer (9. Band)

680 THERMOELEKTRICITÄT. 
Thermoelektricität (deop.dv, Wärme) nennt man die durch Temperatur- 
differenzen in den Körpern hervorgerufene Elektricität, die sich entweder als 
elektrische Spannung oder, wenn die Umstände es gestatten, als elektrischer Strom 
kund thut. 
SEEBECK fand (1821), dass in einem geschlossenen, aus zwei an den Enden 
zusammengelötheten Metallbügeln bestehenden Stromkreis ein elektrischer Strom 
entsteht, wenn man den beiden Löthstellen eine Temperaturdifferenz ertheilt. 
Bald stellte sich heraus, dass eine grosse Anzahl von Körpern, in der ange- 
gebenen Weise combinirt und behandelt, Anlass zur Entstehung eines elektrischen 
Stromes geben, dessen Richtung sich mit. Leichtigkeit aus der Ablenkung einer 
innerhalb des Bügels stehenden Magnetnadel ergibt. Dabei lassen sich viele Sub- 
stanzen so in einer Reihe, der thermoelektrischen Spannungsreihe, 
anordnen, dass bei der Combination je zweier ihrer Glieder der in der ange- 
gebenen Weise hervorgerufene Strom an der wärmeren Löthstelle von dem in der 
Reihe voranstehenden zu dem nachfolgenden übergeht. Die wichtigsten Glieder der 
Reihe sind: Wismut, Nickel, Kupfer (rein), Mangan, Messing, Gold (90 Procent), 
Kupfer (käuflich), Quecksilber, Blei, Zinn, Gold (rein), Silber, Zink, Platin (ver- 
arbeitet), Eisen, Antimon, Ganz geringe Verschiedenheit in der Zusammensetzung, 
Härte, Spannung u. dergl. beeinflussen die Stellung der Metalle in der Reihe ganz 
bedeutend und verschiedene Beobachter ordnen daher auch gleiche Metalle nicht 
immer an derselben Stelle ein. Ein zweites Gesetz der Spannungsreihe ist folgen- 
des: Man erhält die gleiche elektromotorische Kraft, ob man eine beliebige An- 
zahl von Gliedern der Reihe in den Stromkreis schaltet und alle vorhandenen 
Löthstellen erwärmt, respective abkühlt, oder ob man nur unmittelbar die End- 
glieder der Reihe verbindet und ihre _Löthstelle in derselben Weise erwärmt, be- 
ziehungsweise abkühlt. 
Innerhalb einer gewissen, bei manchen Combinationen sehr eng gezogenen 
Grenze ist die elektromotorische Kraft einer Combination zweier Metalle 
der Temperaturdifferenz der Löthstellen direct proportional. An und für sich ist 
die elektromotorische Kraft sehr gering, und eine leidlich merkbare Wirkung lässt 
sich nur in einem Stromkreis von sehr kleinem Widerstand oder bei Vereinigung 
sehr vieler Elemente zu einer Batterie (s. Thermoelemente) erzielen. Sehr 
interessant ist der Umstand, dass bei vielen Combinationen zweier Metalle zu 
einem Element die Stromstärke, wenn die Temperaturdifferenz der Löthstellen 
stetig zunimmt, einen grössten Werth erreicht, dann wieder abnimmt, ja sogar 
ganz verschwindet und schliesslich ein Strom in entgegengesetzter Richtung auf- 
tritt. Die Ursache dieser Erscheinung mag entweder darin liegen, dass die Stellung 
der Metalle in der Spannungsreihe sich mit der Temperatur ändert, indem mit U 
der Erwärmung eine Structuränderung verbunden ist, oder dass in den einzelnen AS 
Metallen selbst thermoelektrische Erregungen hinzukommen. Zu Gunsten der 
letzteren Erklärung spricht noch der Umstand, dass nachweisbar bei der Berüh- 
rung zweier ungleich temperirter Stücke desselben Stoffes elektromotorische Kräfte 
entstehen, Eine andere sehr merkwürdige Thatsache ist das sogenannte PELTIERSChe MM 
Phänomen, welches darin besteht, dass die Löthstellen einer Thermosäule, m 
durch welche man einen galvanischen Strom leitet, eine der Stromstärke propor- ie 
tionale Temperaturdifferenz erlangen. Im Allgemeinen ist die Erscheinung der Er- n 
wärmung und Abkühlung der Löthstellen die umgekehrte Erscheinung wie die N 
durch Erwärmen und Abkühlen der Löthstellen_im Elemente bewirkte Erzeugung 
eines Thermostromes. 
Verwandt mit den thermoelektrischen Erscheinungen ist die Elektrieitätser- 
regung in Krystallen durch Temperaturänderungen, die Pyroelektricität. 
Wie zuerst am Turmalin beobachtet wurde, treten nämlich in vielen Krystallen 
während der Erwärmung oder Abkühlung derselben elektrische Ladungen auf, 
wobei immer beim Erwärmen alle Punkte der Oberfläche gerade die entgegen- 
gyesetzte Elektrieität zeigen wie_beim Abkühlen. Bedingung für eine solche Elek-
	        
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