684 THERMOMETER.
gefässe mit einem Abzug für das Schmelzwasser. Ein für die Bestimmung des Siede-
punktes passendes Gefäss zeigt Fig. 129. Die Dämpfe werden im Gefäss A entwickelt,
umspülen im Blecheylinder 3 das mittelst eines Korks festgehaltene Thermometer,
streichen dann in die äussere Hülle € und entweichen durch die genügend weiten
Abzugsröhrcehen D in die Luft. Der in € befindliche Dampf schützt den in 5
vorhandenen vor Abkühlung. Die Temperatur £ des Wasserdampfes kann aus dem
Barometerstand &, bei welchem das Wasser siedet, durch die einfache Formel :
t— 100% + 0.0375° (b -— 760) berechnet werden, wenu die beobachteten Baro-
meterstände, wie dies wohl immer der Fall sein wird, zwischen 720 und 770 mm
liegen.
Bei vielen Thermometern verschiebt sich im Lauf der Zeit der Eispunkt von
selbst, er kommt höher zu liegen. Die Ursache dieser Erscheinung, liegt in einer
elastischen Nachwirkung des Glases, welches erhitzt sich ausdehnt, |
abgekühlt aber nicht wieder dasselbe Volumen annimmt, sondern 12
ein grösseres beibehält. Diese Unregelmässigkeit hängt von der
chemischen Beschaffenheit des Glases ab und zeigt sich am meisten
bei Gläsern, die so ziemlich gleichviel Kalium und Natrium enthalten
und fast gar nicht bei Gläsern mit einem einzigen dieser Metalle,
Die Bestimmung des Eispunktes hat daher einen grösseren Werth
nach der Siedepunktsbestimmung, als vor derselben. Der Voll-
ständigkeit wegen und um die Schwierigkeiten einer wirklich exaeten
Temperaturbestimmung darzuthun, möge noch angeführt werden,
dass längere Thermometer, wie sie gerade zu feinen Messungen
oft genommen werden, andere Angaben in horizontaler als in
verticaler Stellung machen. Es ist dies eine Folge des hydrosta- Ran
tischen Druckes der verticalen Flüssigkeitssäule, der das TThermo- mn
metergefäss etwas ausdehnt. Ju
Hat die Beobachtung gezeigt, dass der Eispunkt um ©° über pr
dem Nullpunkt, der Siedepunkt 5° über dem Punkt 100° der Scala ‚
(CELSIUS-Scala vorausgesetzt) liegt, wobei Abweichungen nach der al
entgegengesetzten Seite als negativ in Rechnung zu ziehen sind,
so ergibt sich für irgend eine unmittelbar an der Scala abge-
lesene Zahl n von Graden die Anzahl x der Grade, welche unter gleichen nn
Umständen von einem fehlerfreien Thermometer angezeigt worden wären, aus der Fe
Formel: x — 1000), |
} 100 + o—&
Da bei den Flüssigkeitsthermometern die Temperaturänderung aus der Volum- an
änderung gefunden, diese selbst aber als Längenänderung der Flüssigkeitssäule
beobachtet wird, setzt dies einen längs der ganzen Röhre vollkommen gleich- An
bleibenden Querschnitt voraus, der schon nach der Erzeugungsweise der Röhren a
nicht zu erwarten ist. Für genaue Messungen muss daher zu jedem Thermometer eine
Correctionstabelle entworfen werden, durch welche die Angaben des Instrumentes auf ;
die eines anderen, des Normalthermometers (s. d. Bd. VII, pag. 359), be- um
zogen werden, das dieselben Fundamentalpunkte und ein genau gleiches Volumen m
zwischen zwei Theilstrichen seiner Scala besitzt. Zu dem Zweck muss man die
Volumina vergleichen, welche an verschiedenen Stellen der Röhre einem Grad der
Scala entsprechen, man muss die Thermometerröhre calibriren. Diese Opera-
tion geschieht dadurch, dass man einen Quecksilberfaden in der Röhre von der
übrigen Masse abtrennt und seine Länge an verschiedenen Stellen der Röhre ä
misst. Die Details dieser mühevollen Arbeit anzugeben würde zu weit führen, es 5
möge in dieser Hinsicht nur auf die Abhandlung BEsseL’s (Pogg. Ann. Bd. VI, |
pag. 287) und die praktische Anleitung im Leitfaden der praktischen Physik von
KOHLRAUSCH hingewiesen werden,
Bei Temperaturbestimmungen mittelst Flüssigkeitsthermometer ist ferner vor-
ausgesetzt. dass sowohl das Gefäss als auch die jeweilige Länge des Flüssigkeits-