THIERHAARE. — THIERHEILKUNDE, 705
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S > Ausser durch die Masse kennzeichnet sich die Marksubstanz des Thierhaares
auch in der Regel durch seine deutlich sichtbare zellige Strucetur, die oft sogar
derart charakteristisch ist, dass sich aus ihr die Thierelasse bestimmen lässt. Der
% Axenstrang der Marksubstanz des Menschenhaares hingegen hat eine so undeut-
4 ; liche Struetur, dass sie in früherer Zeit überhaupt übersehen, respective geleugnet
PO wurde. Alle diese Unterschiede gelten für die grösste Mehrzahl der Fälle, da es
"—_—_- kein Thier gibt, dessen Haare durchwegs dem Menschenhaare gleichen. Allein
a einzelne Haare eines T’hieres können zufällig ein dem Menschenhaare ähnliches
Jr Aussehen zeigen; dies ist besonders dann der Fall, wenn die Marksubstanz voll-
Ön ü kommen fehlt, eine beim Menschen sehr häufige, beim Thiere seltene Erscheinung.
“ Liegen jedoch mehrere Haare zur Untersuchung vor, die alle in ihrem Bau über-
einstimmen, dann kann man sich durch die angegebenen Merkmale mit Sicherheit
ML für Thier- oder Menschenhaar entscheiden.
w 4 Thierheilkunde. Der beträchtliche Umschwung, welchen die T’hierarzneikunde,
N alt verbunden mit dem amtlichen Veterinärwesen, in fast allen Ländern Europas seit
nz N etwa 25 Jahren genommen hat, beruht nicht minder auf der Einführung wissen-
©T0Rch wirkende schaftlicher Methoden in die Erlernung der Diseiplin, als auf den hohen Ansprüchen,
+ otoxin), welche durch die modernen Viehseuchengesetze an das Erkenntnissvermögen und
«H00en beruht auf an die Zuverlässigkeit der Thierärzte gestellt werden. Das Gebiet der Studien
am, Das Überans und die Eintheilung der Fächer, in welche diese Wissenschaft zerfällt, ist ähnlich
Myriagoden ud wie in der Menschenheilkunde zur Entwickelung gelangt und sonach auch der
‚(a8 vorwaltende Bildungsgang neuerdings entsprechend geordnet worden. Jedoch ist diese Ent-
#7 letzteren: betreffen wickelungsstufe für die Thierheilkunde erst viel später zu erreichen gewesen, da
8 Terstörung Ton nicht nur die primitiveren Thierarzneischulen am Anfang dieses Jahrhunderts (die
At, Seidenspinner, erste ist 1762 in Lyon begründet worden), sondern auch die neueren isolirten
Bam Mori L, Anstalten dieser Art, wie sie um die Mitte desselben noch die überwiegende Mehr-
; de basgina) te zahl bildeten, Physik, Chemie, Botanik und Zoologie nur in den dürftigsten Um-
Aucken von Chn- rissen und selbst Thieranatomie und -physiologie nur cursorisch und unter recht
den a ungenügender Anleitung lehrten,
( Aananı Die Erkenntniss sowohl jener schweren Erkrankungen, welche von einer Reihe
than Sehlaim 'der von Thierkrankheiten her dem Menschen drohen, wie auch besonders des immensen
Werthes, den ein gesunder und ausgiebiger Viehbestand für den Nationalreichthum
und eine gesundheitsgemässe Volksernährung hat, drängte zum Erlass mustergiltiger
fine. Dad‘ be Thierseuchengesetze einerseits wie zur Vervollständigung und zu Reformen der
+ Nie“ Ausbildung andererseits. Somit wird — ausser auf die bereits genannten propä-
in der Menseliet: deutischen Wissenszweige — auf Pathologie, pathologische Anatomie, ‚klinischen
nen entseeidenden Unterricht, Mikroskopie und neuerdings besonders auch auf baeteriologische Dia-
Känge: von Frauer- ynostik ein berechtigtes Gewicht gelegt und das Studium jetzt nirgends mehr
nunkte kann air unter 6—8 Semestern absolvirt. Ausser dem thierärztlichen Approbationsexamen
" zen dt haben die meisten Staaten noch eine besondere Prüfung für beamtete Thier-
lb di Rinden- ärzte eingeführt. .
f He Von allen behufs Vorbeugung der Thierseuchen in Kraft getretenen Gesetzen
nm sind die vollkommensten und genauesten: das österreichische (1880, dazu das
„yet, de m Rinderpestgesetz von 1868), das holländische Veterinärpolizei-Gesetz von 1870
ver kn und das im Anschluss an das preussische Gesetz vom 25. Juni 1875 ausgearbeitete
bei manehen Tür deutsche Reichsviehseuchengesetz (23. Juni 1880). Eine Ausführungsinstruction,
Der dendliehst welche im $. 132 die Schutzmaassregeln gegen die einzelnen Viehseuchen näher
«dem Nasen festsetzt, ingleichen ganz specifieirte Desinfeetions- und Obduetionsvorschriften,
+ Haar bilde % haben (am 24. Februar 1881 publieirt) die reichsgesetzliche Regelung einer Ab-
vn. en wehr und Unterdrückung der. Viehseuchen zu einem vorläufigen Abschluss ge-
Alam 6300. bracht.
nelehe die Dreit® Die wichtigsten der letzteren sind: Die Rinderpest (grosse Epidemien 1877
daste. BALV- bis 1879, auch 1881, 1883); die Lungenseuche, eine Art Lungen- und
Real-Enecyeclopädie der ges. Pharmacie. IX,
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