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und damit eine plastische Masse zu bilden. Die Plasticität ist eine der her-
vorragendsten Eigenschaften für die technische Verwendung des Thones. Sie ist
nicht überall die gleiche und wird stark beeinträchtigt durch Sand, weniger durch
Kalk und durch Eisenoxyd. Das Aufnahmevermögen für Wasser geht bis zu
70 Procent des Eigengewichtes eines Thons. .Thone von grosser Plastiecität sind
im Angreifen schlüpferig, lassen sich lang ausziehen und werden fett oder lang
genannt, im Gegensatz zu mageren Thonen, welche sich trocken angreifen, beim
Ziehen kurz abreissen und wenig plastisch sind. Aus Thonen, die Wasser aufge-
nommen haben, entweicht - dasselbe beim Trocknen und Brennen unter starkem
Schwinden und Bersten der Masse, Mit dem Brennen des Thones wird er
stahlhart und verliert dauernd seine gesammte Plastiejtät. Reiner Thon (Kaolin)
ist nicht schmelzbar ; er wird es aber durch basische Beimischungen von Magnesia,
weniger durch Kalk und Eisenoxyd, am wenigsten durch Kali. Seine Feuer-
festigkeit ist von grösster Bedeutung für die Technik.
Die Thone lassen sich nach dem Grade ihrer Reinheit, nach der geologischen
Formation, in welcher sie gefunden werden, nach ihren geographischen Fund-
orten und nach ihrer technischen Verwendbarkeit eintheilen.
In letzterer Beziehung unterscheidet man feuerfeste (Kaolin, Pfeifenthon);
schmelzbare (Töpferthon, Walkererde); kalkige (Mergel, Lehm) und
ockerige Thone (Bolus, Ocker).
Der Porzellanthon ist sehr zähe und plastisch, brennt sich weiss, ist im
Porzellanofenfeuer nicht schmelzbar, wird meist in tertiären Ablagerungen gefunden
und ist zuweilen von Braunkohlenlagern begleitet. Seine Zusammensetzung ist
nicht überall die gleiche; "Thone derselben Lagerstelle zeigen oft Abweichungen
hinsichtlich der Feuerbeständigkeit (s. auch Porzellan).
Ein Bild von der chemischen Zusammensetzung verschiedener T’honarten mag
folgende Tabelle zeigen:
Berechneter Thon von Thon von Thon von Rother Thon
Werth für Pöchlarn Grenzhausen Bendorf von Norfolk
Kaolin Oesterreich) (Nassau) “(bei _Coblenz) (England)
Si0, 46.50 62.54 68.28 75.44 52.87
Al, Os | 39.56 14.62 | 20.00 17.09 15.65
Fe, 0, | — 7.00 1.78 1.13 12.81
CaO a N A —
Mg O | — 5 | 0.52 | 0.31 2.65
K, 0 | Be 2.35 0.52 1.33
H, 0 RK: 1304 | 14.75 6.39 4.71 14.73
Zusammen . |. 100.00 ' 99.56 | 99.93 99.68 © 100.04
Töpferthon ist zäh und plastisch, führt meist feinen Quarzsand mit sich,
enthält Spuren von Kalk und Eisenoxyd, ist verschieden gefärbt, schmilzt beim
Brennen zu einer schlackenartigen Masse und wird in den jüngsten Schichten der
Erdrinde, oft frei zu Tage liegend, gefunden.
Walkererde, grünlich gefärbt, nicht an der Zunge haftend, wenig plastisch,
saugt begierig Fette ein, zerfällt in Wasser zum Brei, ist stets magnesiahaltig,
entsteht durch Verwitterung des Dioritschiefers; wird zum Walken der Tuche,
als Mineralfarbe und als Klärmittel verwendet. Fundorte: Rosswein in Sachsen,
Cassel (Hessen), Aachen; Schlesien, Böhmen, Mähren; Grafschaften Surrey und
Kent (England).
Mergel ist eine mit Sand durchsetzte Mischung von Thonerde und Caleium-
ecarbonat, welcher je nach dem Ueberwiegen des einen oder des anderen seiner
Haupteomponenten Thon- oder Kalkmergel genannt wird. Das Caleiumcarbonat
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