Full text: Philosophische Kritiken und Grundsätze (2. Band)

28 
ist vielmehr das absolut Erste, aus dem Natur und Menschheit ent— 
sprang, wie die absolute Idee der Grund des Seins und Wesens ist 
Der menschliche Geist hat überhaupt zu Gott dasselbe Verhältniß, das 
der Philosoph zur absoluten Idee hat. Die Philosophie ist freilich nicht 
die absolute Idee in höchsteigener Person, aber sie ist das Bewußtsein 
von dem Selbstbewußtsein der absoluten Idee; hierin liegt ihr Unter— 
schied von ihr, wie ihre Identität mit ihr. Gott erkennt sich wohl im 
Menschen selbst, indem der Mensch Gott erkennt, aber dieses Sich-Er— 
kennen Gottes im Menschen ist nur eine Wieder-Erkennung eine Ver— 
dopplung seiner ursprünglichen, vom Menschen unabhängigen Selbst— 
Erkenntniß; unsre Vorstellungen von Gott, in denen er uns gegenwärtig 
ist, sind nur Vorstellungen von den Vorstellungen, die Gott von sich 
selbst hat und in denen er sich selbst gegenwärtig ist 
Da bereits in der Logik und Psychologie H. bei dem Examen, dem 
ihn Be unterwarf, mit Schande und Spott abgefahren ist, so kann es 
uns auch nicht im Mindesten wundern, wenn er endlich auch mit seinem 
Naturrecht bei ihm durchfällt. Als Probestück des Geistes seiner Kritik 
und Auffassungsweise philosophischer Begriffe diene daher nur noch folgen⸗ 
des Beispiel. Der treffliche, eben so tiefe als wahre Begriff, den Hegel 
von dem sittlichen Wesen giebt, wie es sich in der Familie verwirklicht, 
soll der Wirklichkeit widersprechen und folglich nichts taugen, indem 
„manche Familien sehr verdorben und tief gesunken sind, in andern blos 
einzelne Glieder und nur in sehr wenigen alle Glieder auf einer hohen 
sittlichen Stufe stehen.“ Du lieber Himmel! Soll denn der Philosoph den 
Begriff einer Sache nicht von ihrer wahrhaften, sondern von ihrer lügen— 
haften, unvollkommnen Existenz abziehen? Soll er das Wesen der 
Poesie etwa nach den Gedichten eines Gottsched darstellen? Sollen ver— 
krüppelte Bastarde oder nicht vielmehr die genuinen Erzeugungen die 
Modelle des Philosophen sein? Sollen ihm nicht die reinsten Bilder 
bei der Erzeugung seiner Begriffe vorschweben? Wenn B. uns dereinst 
ein neues philosophisches System geben will, und es schweben ihm bei
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.