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Die Vorstellung des Christenthums, daß, wie Luther in der schon
in meinen Gedanken „über Tod und Unsterblichkeit““ angeführten Stelle
sagt, „alle Thiere dahin sterben, nicht aus Gottes Zorn und Ungnade,
sondern nach der Natur und göttlichen Ordnung dem Menschen zu gute,
aber der Menschen Tod aus Gottes Zorn und Ungnade kommt“, ist
ein augenfälliger Beweis, daß das Wesen des Christenthums nichts
Andres ist, als ein un- und übernatürlicher, supranaturalistischer
Egoismus. Der Tod der Thiere hat Nichts auf sich, ist ganz in der
Ordnung; aber der Tod des Menschen ist eine Ausnahme von der
Regel, der widerspricht der natürlichen Ordnung, weil er dem Egois—
mus des Menschen widerspricht, wenigstens des Menschen, der sich in
seiner Einbildung für ein übernatürliches, außerweltliches Wesen hält,
folglich für ein Wesen, das nicht sterben soll, mit dem der Tod sich
nicht zusammenvereinen läßt. Die Rohheit, mit welcher die Christen
die Thiere behandeln, hat daher seinen letzten Grund im Wesen des
Christenthums selbst. Es steht zwar in der Bibel: „Der Gerechte
erbarmt sich ach seines Viehs“; es steht aber auch in derselben Bibel:
die Sonne steht um des Menschen willen stille. Wenn aber Alles nur
des Menschen wegen, wenn der menschliche Egoismus der letzte Grund
aller Dinge und Wesen ist, warum soll ich ein Thier nicht schinden und
n plagen, so lange ich noch dadurch einen Nutzen für mich aus ihm
shen du⸗ ziehen kann? Wenn daher sich der Christ der Thiere erbarmt, so folgt
vt Ens, er nur seinem natürlichen Gefühl, aber nicht den Inspirationen seines
z hill supranaturalistischen Dünkels und Egoismus'.
lin „Darum will's daran gelegen sein, ob Du auch glaubest, daß
in Etelun nach diesem Leben ein ander Leben sei. . Wo Du in dem Glauben
bist, ...Hdaß nach diesem Leben kein ander Leben sei, so wollte ich
auch um Deinen Gott nicht einen Pfifferling geben. Alsdann thue,
was Dich gelüstet. Denn so lein Gott ist, so ist auch kein Teufel,