Full text: Gedanken über Tod und Unsterblichkeit (3. Band)

Mensch ist, daß Du unabhängig vom Körper bist und denkst? Wie 
willst Du also diesem vom Körper unterschiednen Wesen eine unsterb— 
liche Existenz anweisen? Beweise erst, daß es kein Gedanke, keine 
Einbildung ist, daß es Existenz hat. Kannst Du aber das? Un— 
möglich. Sein heißt sinnlich sein. 
Du denkst Dich mit Wissen und Willen unterschieden vom Leibe, 
während Du ohne Wissen und Willen mit ihm verbunden bist und nur 
in dieser Verbindung denkst. Dein vom Leibe unterschiednes Wesen, 
welches Du eben aus diesem Deinen Dich vom Leibe Unterscheiden 
folgerst und Dir als ein besonderes, selbstständiges unsterbliches Wesen 
vorstellst, ist daher Nichts weniger als Dein wahres Wesen; es ist nur 
ein Spiegelbild, ein Schatten, ein Product der Abstraction, ein Excerpt, 
das Dich aber um so mehr frappirt, als Du es aus seinem naturge— 
mäßen Zusammenhang herausgerissen hast, ein Schlußsatz, der Dir 
aber für ein Atiom gilt, weil die ihn vermittelnden und begründenden 
Vordersätze Deinen Augen nicht gegenwärtig sind. Du denkst, ohne 
daß Dir während des Denkens die Grundlagen und Bedingungen, die 
sinnlichen Voraussetzungen des Denkens Gegenstand sind; so verselbst— 
ständigst Du das Denken in einem schlechthin unbedingten Wesen, wel— 
ches daher auch nie seine Existenz verliert, aber nur aus dem einfachen 
Grunde, weil es keine Existenz hat, außer im Kopfe des Denkers. 
Die speculative Philosophie hat es daher gerade so gemacht, wie das 
Christenthum: das Bewußtsein, den Schein an die Stelle des Wesens 
gesetzt, und in ihrer theologischen Verkehrtheit aus dem Schein das 
Wesen, aus dem reinen, speculativen, d. h. dem abstracten, abgeleite— 
ten Ich das empirische, d. h. wirkliche, ursprüngliche Ich deducirt. 
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en Ve⸗ „Die Russen glaubten noch zur Zeit Peters des Großen, daß nur 
ite, die Czaren und Bojaren in den Himmel kommen würden.“ Die Leute, 
wt lin welche den Leib sterben, den Geist aber unsterblich sein lassen, stehen auf 
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