Full text: Darstellung, Entwicklung und Kritik der Leibnitz'schen Philosophie (5. Band)

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Darstellung der Leibnißischen Pneumatologie . 
„ Die Seele ist, wie das göttliche Wesen, ein dreifacher Unterschied ; 
in sich in der Einheit mit sich, Denn als sich selbst denkend oder sich in 
sich reflektirend ist sie das, was denkt, das, was gedacht wird und beides r 
zusammen. “ „Der Seele aber ist es eben so wesentlich, reflerive | 
Handlungen auszuüben , oder sich selbst zu betrachten , als die äußern " 
Dinge vorzustellen , ja sie erkennt sogar die äußern Dinge nur durch die 
Erkenntniß ihrer selbst und ihres eigenen immanenten Inhalts,“ " 
Wo die Seele sich zum Bewußtsein ihrer selbst erhebt , erhebt sie sich 
zur Vernunft und umgekehrt ; auf dieser Stufe ist und heißt sie nicht äi 
mehr Seele, sondern Geist. Der Mensch steht auf dieser Stufe. Die 1 
Vernunft unterscheidet ihn von der thierischen Monade. ü 
„ Die Vorstellungen der Thiere stehen zwar auch in einer Verbin- 
dung untereinander, welche eine Aehnlichkeit mit der Vernunft hat, aber 
sie besteht nur in der Erinnerung der Thatsachen, keine8wegs in der Er- 
kenntniß der Ursa<en. So scheut ein Hund den Sto> , mit dem er 
geprügelt worden ist , weil 'das Gedächtniß den Schmerz ihm vorstellt, 
welchen der Stoc ihm verursacht hat. In ihren empirischen Hand- 
lungen , die dreiviertel ihrer Handlungen ausmachen , verfahren die 
Menschen nicht anders als die Thiere. So erwarten wir 3. B. , daß 
es morgen wieder Tag werden wird, weil wir bisher es immer so er- 
fahren haben. Nur das Urtheil des Astronomen stüßt sich auf Gründe, 
und darum auf Vernunft. " „Die Erkenntniß der ewigen und noth- 
wendigen Wahrheiten nur unterscheidet uns von den einfachen und 
thierischen Monaden und macht uns der Vernunft und Wissenschaft t 
theilhaftig , indem sie uns zur Erkenntniß unserer selbst und Gottes 
erhebt. “ „Die Vernunft selbst ist nicht8 anderes als die Kette oder der 
Zusammenhang der nothwendigen und allgemeinen (geometrischen , me-
	        
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