150
8 19.
Darstellung der Leibnißischen Pneumatologie .
„ Die Seele ist, wie das göttliche Wesen, ein dreifacher Unterschied ;
in sich in der Einheit mit sich, Denn als sich selbst denkend oder sich in
sich reflektirend ist sie das, was denkt, das, was gedacht wird und beides r
zusammen. “ „Der Seele aber ist es eben so wesentlich, reflerive |
Handlungen auszuüben , oder sich selbst zu betrachten , als die äußern "
Dinge vorzustellen , ja sie erkennt sogar die äußern Dinge nur durch die
Erkenntniß ihrer selbst und ihres eigenen immanenten Inhalts,“ "
Wo die Seele sich zum Bewußtsein ihrer selbst erhebt , erhebt sie sich
zur Vernunft und umgekehrt ; auf dieser Stufe ist und heißt sie nicht äi
mehr Seele, sondern Geist. Der Mensch steht auf dieser Stufe. Die 1
Vernunft unterscheidet ihn von der thierischen Monade. ü
„ Die Vorstellungen der Thiere stehen zwar auch in einer Verbin-
dung untereinander, welche eine Aehnlichkeit mit der Vernunft hat, aber
sie besteht nur in der Erinnerung der Thatsachen, keine8wegs in der Er-
kenntniß der Ursa<en. So scheut ein Hund den Sto> , mit dem er
geprügelt worden ist , weil 'das Gedächtniß den Schmerz ihm vorstellt,
welchen der Stoc ihm verursacht hat. In ihren empirischen Hand-
lungen , die dreiviertel ihrer Handlungen ausmachen , verfahren die
Menschen nicht anders als die Thiere. So erwarten wir 3. B. , daß
es morgen wieder Tag werden wird, weil wir bisher es immer so er-
fahren haben. Nur das Urtheil des Astronomen stüßt sich auf Gründe,
und darum auf Vernunft. " „Die Erkenntniß der ewigen und noth-
wendigen Wahrheiten nur unterscheidet uns von den einfachen und
thierischen Monaden und macht uns der Vernunft und Wissenschaft t
theilhaftig , indem sie uns zur Erkenntniß unserer selbst und Gottes
erhebt. “ „Die Vernunft selbst ist nicht8 anderes als die Kette oder der
Zusammenhang der nothwendigen und allgemeinen (geometrischen , me-