Full text: Darstellung, Entwicklung und Kritik der Leibnitz'schen Philosophie (5. Band)

161 
oder eines Wasserfalls nicht mehr achten, wenn wir eine Zeitlang in der 
Nähe gewohnt haben , nicht als ob jezt diese Bewegung unsere Organe 
nicht mehr afficirte, und in der Seele keine ihr entsprechende Verände- 
rung mehr vorginge , sondern die Eindrücke in der Seele und in dem 
Leibe haben nur den Reiz der Neuheit verloren , und sind daher nicht 
mehr stark genug , um unsere Aufmerksamkeit und unser Gedächtniß zu 
fesseln , die sich auf interessantere Objekte hinrichten.“ „Wir schlafen 
ferner nie so fest, daß wir nicht einige , wenn auch noch so shwache und 
verworrene Empfindung haben. Das größte Geschrei von der Welt 
wäre nicht im Stande uns aufzuwecken, wenn wir nicht von seinem 
Anfange, der klein ist, einige Vorstellung hätten, gleichwie wir auch mit 
der größten Kraft von der Welt nicht einen Strick zerreißen könnten, 
wenn wir ihn nicht vorher mit geringer Kraft gespannt und ausgedehnt 
hätten , obgleich die dadurch bewirkte kleine Ausdehnung nicht bemerk- 
bar ist. “ 
„Diese kleinen Vorstellungen sind daher von einer bei weitem 
größeren Wirksamkeit, als wir denken. Sie sind es, die das : I< weiß 
nicht was bewirken , d. h. den Geschma> und die Bilder der sinnlichen 
Qualitäten, die klar in der Verbindung, aber verworren den einzelnen 
Theilen nach sind ; sie enthalten die Eindrücke, die die uns umgebenden 
Körper auf uns machen und das Unendliche in sich bergen; sie 
verbinden jedes Individuum mit dem ganzen Universum, die 
Vergangenheit und Zukunft mit der Gegenwart ; sie bilden, als die un- 
merkbaren Bestandtheile unserer großen sinnlichen Vorstellungen , den 
wesentlichen innern Zusammenhang zwischen den Vorstellungen 
der sinnlichen-Qualitäten und den ihnen entsprechenden Bewegungen in 
den Körpern,“ 
„Diese kleinen Vorstellungen sind es auch, welche die Urstoffe 
gleichsam und ersten "Elemente unserer Schmerzen und Vergnügungen 
ausmachen , welche die kleinen Reize und Triebfedern und Stacheln bil- 
ven , aus denen unsere heftigen , fühlbaren Begierden entspringen , und 
Teuerbach's sämmtliche Werke, V. 
11
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.