Full text: Pierre Bayle (6. Band)

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biinhudi⸗ 
worüber schon Fr. Schlegel im Athenäum spottete, keineswegs, wie Dr. Guhrauer will 
—— Ceibnitz's Deutsche Schriften p. 70 ꝛc.), nur in L. dem Doctor Juris, sondern auch und 
zwar hauptsächlich darin seinen Grund hat, daß überhaupt Gott, was ja schon aus dem 
Begriffe der Persönlichkeit hervorgeht, rein juristisch gedacht wurde *). Bahyle hatte in 
Bezug auf die Handlungsweise Gottes in der Orthodoxie bei Gelegenheit des Sünden— 
falls das Gleichniß einer guten Mutter gebraucht und gesagt, daß sie nicht so, wie 
Gott, handeln würde. Clericus — dieser vielgelehrte und selbst aufgeklärte Theologe 
— verwirft dieses Gleichniß als ein auf Gott gar nicht anwendbares Bild, schon deß⸗ 
wegen, weil die Mutter fo handeln würde, parce que cela lui esf ommandé par 
Lévangile, worauf Bayle ganz richtig bemerkt, que le seul amour d'une mère pour 
ses silles et pour la vertu la determineroit suffisament à s'opposer à leur chute. 
Gép. aux quest. p. 869, 870.) Doch wozu ein so untergeordnetes Beispiel, wo der 
Beweis schon in dem Princip der Moral liegt, wie es allgemein gefaßt war. Usita- 
tum est, sagt Melanchthon, in philosophia dicere, virtutem sibi ipsi finem esse, nec 
prineipaliter expetendam esse propter aliud, sed rectius est etiam secundum rationem 
addere alium potiorem finem, scilicet, ut propter Deum expetatur virtus. Joseph ab 
aliena abstinet, ut Deo obediat. ... Principaliter expetenda est virtus propter Deum, 
sed postea etiam propter praemia aeterna et praesentia. (Ethicae doctrinae elementa, 
ete. Wittebergae 1559. p. 39.) Dasselbe sagt Augustin de Civit. Dei lib. 19. c. 25. 
Edit. von L. Vives, der in der Note zu dieser Stelle bemerkt, daß Ambrosius gesagt 
habe, virtutem per se esse expetendam), dasselbe Albertus Magnus: (Secuanda pars 
n Summae, alias dictae: de mirabili scientia Dei tract. 16. quaest. 102. memb. 3, 
— wo er zwar diesen Unterschied macht: propter se diligitur guod ad alium sinem non 
refertur; ... Per se vero diligitur quod in natura et essentia propria habet, quare 
nu diligatur und dann sagt, daß die Tugend wohl auf diese letztere Weise geliebt werden 
5 dürfe, aber diese Distinktion ist ein haltungsloser Widerspruch, eine theologische Lüge: 
sie will der Tugend huldigen, nimmt ihr aber doch zugleich wieder mit der Linken, 
I was sie ihr mit der rechten Hand gegeben. (S. indeß auch tract. 18. quaest. 1416. 
part. 3.) Kurz; das specifische theologische Moralprincip ist, daß man die Tugend 
un ) Nur ein Paar Beispiele auch hiervon. Regibus, sagt Joann. Bodinus de Republica 
I. I. P. 1356 (Ed. alt. Francof. 1591), obedientia debetur, sed post Deum immortalem, eujus 
summa est in omnes orbis terrarum Reges vitae necisqgque potestas. Zur Bestä— 
Mten tigung der Behauptung, daß der Fürst eben so, ja noch mehr, als jeder andere Bürger, rechtlich 
n p verbunden sei, einen Vertrag zu halten, ruft er dann aus: Quid mirum? eum De us i pse su is 
un, promissis teneatur, ut recte Sententiarum magister seripsit. Sic enim apud Hiere- 
hide huten miam clara voce oblestatur: Cogite, inquit, populos omnes totius orbis 
nhunt, var terrarum, ut inter me ac populum meum judicent, si quidame 
Mn itje⸗ füeridebuit, guod non fecerim. J. G. Darjes, ein Jurist und Philosoph des 
nn vorigen Jahrhunderts sagt in s. „Gedanken von der Stadt Gottes“ (Sittenlehre III. Auf. 1762. 
mhrg un u S. 613) daß „die Geschöpfe nur Nutzungsherren sind, deren unmittelbarer Herr Gott ist,“ „nur 
her Volnei subordinirte Befehlshaber, deren oberster Befehlshaber Gottist,“ daß sie „verbunden 
he hit · sind, Alles nach dem Willen Gottes, ihres unmittelbaren O erherrn und E ig en th ums⸗ 
64 herru aller derjenigen Dinge, deren Gebrauch und Nutzen ihnen von Gott vergönnt wird, auf 
chen Nehin bas Pilligsie Munn. S. 615. 
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