Full text: Vorlesungen über das Wesen der Religion (8. Band)

schaften.) Unter den alten Indianern hielten einige das Meer für ihre 
Hauptgottheit und nannten es Mamacacha, d. i. ihre Mutter, andere, 
wie die Collas, glaubten sogar, „daß ihre Stammvaäter aus dem großen 
Morast an der Insel Titicaca entstanden wären. Andere schrieben ihren 
Ursprung einem großen Brunnen zu, woraus ihr Stammvater gekom— 
men sein sollte. Wieder andere wollten versichern, daß ihre Vorfahren 
in gewissen Gräben und Felsengrüften geboren wären; daher sie diese 
Orte insgesamt für heilig hielten und ihnen Opfer brachten. Eine ge⸗ 
wisse Nation schrieb die Ursache ihres Daseins einem Flusse zu, daher 
auch Niemand einen Fisch daraus toͤdten durfte, weil sie selbige (die 
Fische) für ihre Brüder hielten.“ (Baumgarten: Allgem. Gesch. der 
Mahn Völker und Länder von Amerika, welcher hiezu die richtige Bemerkung 
dönu macht: „weil sie nun verschiedene Dinge zu der Ursache ihrer 
omn Abstammung machten, so hatten sie folglich auch unterschiedene 
Gottheiten, die sie anbeteten.) Die Grönländer glauben, ein 
bin— Grönländer sei anfangs aus der Erde gewachsen, und sei, nachdem er 
smnn ein Weib bekommen, der Stammvater aller übrigen Grönländer gewor— 
Mihe den. Gastholm: Kenntniß des Menschen in seinem wilden und rohen 
din Zustand.) Eben so betrachteten und verehrten die Griechen und Ger— 
suni manen die Erde als die Mutter der Menschen. Sprachforscher 
Nin leiten selbst das Wort Erde von Ord ab, welches in der angelsächsischen 
m Sprache so viel als Princip oder Anfang bedeutet und das Wort; 
3 Teutsch von Tud, Tit, Teut, Thiud, Theotisc, welches so viel ist als 
* Irdisch oder Erdgeborner. Wie sehr sind doch wir Teutsche durch das 
2 Christenthum, welches uns den Himmel als unser Vaterland anweist, 
7 unserem Ursprung, unserer Mutter untreu und unähnlich geworden! 
Unter den Griechen, muß ich noch bemerken, ließen selbst auch viele, 
t. namentlich ältere Philosophen, die Menschen und Thiere entweder aus 
der Erde, oder dem Wasser, oder aus beiden zugleich unter dem Einfluß 
der Sonnenwärme entstehen, waͤhrend andere sie füͤr unentstanden, für 
gleichewig mit der Natur oder Welt hielten. Merkwürdig ist es auch, 
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