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aus ihrer inystischen Auflösung in den gemeinschaftlichen Grundstoff der
Sonne, der Planeten und Kometen herausriß — eine Revolution, die,
wie sich Kant in seiner herrlichen Theorie des Himmels ausdrückt, in
„der Versch ie denheit in den Gattungen der Elemente“ ihren Grund
hatte — dieser Riß oder Stoß ist es, von dem sich noch heute die Be⸗
wegung unsers Bluts und die Schwingungen unserer Nerven herschrei⸗
ben. Die erste Ursache ist die allgemeine Ursache, die Ursache aller Dinge
ohne Unterschied; aber die Ursache, die Alles ohne Unterschied macht,
macht in der That gar Nichts, ist nur ein Begriff, ein Gedankenwesen,
das nur logische und metaphysische, aber keine physische Bedeutung hat,
aus dem ich, dieses individuelle Wesen, mich schlechterdings nicht ablei—
ten lasse. Mit der ersten Ursache, der ersten, setze ich immer hinzu, im
Sinne der Theologen, will man dem sogenannten Processus causarum
in infinitum, dem Verlauf der Ursachen bis ins Unendliche ein Ende
machen. Dieser Verlauf der Ursachen bis ins Endlose hinein läßt sich
am besten mit dem schon angefuͤhrten Beispiel vom Menschenursprung
erläutern. Ich habe zur Ursache meiner Existenz meinen Vater, mein
Vater seinen Vater und so fort. Kann ich nun aber fort bis ins End⸗
lose gehen? Hat nur immerfort der Mensch dem Menschen das Dasein
gegeben? Löse ich dadurch die Frage nach dem Ursprung des Menschen?
oder schiebe ich sie nicht vielmehr nur auf, wenn ich immer von Vater zu Vater
fortgehe? Muß ich nicht zu einem ersten Menschen oder Menschenpaare
kommen? Und woher ist denn dieses? Aber eben so ist es mit allen an⸗—
deren Dingen und Wesen, die diese sinnliche Welt ausmachen. Eins
setzt das andere voraus; eins hängt vom andern ab; alle sind endlich,
alle entstanden, eins aus dem andern; aber woher ist denn, fragt der
Theist, das erste in dieser Kette, dieser Reihe? Wir müssen daher einen
Sprung machen aus dieser Reihe hinaus zu einem Ersten, welches,
selbst anfanglos, der Anfang aller entstandenen, endlos oder unendlich,
der Grund aller endlichen Wesen ist. Dies ist einer der gewöhnlichsten
Beweise für das Dasein eines Gottes, den man den kosmologischen
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