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nucius Felir auf den Vorwurf der Heiden, daß der Christen Gott nicht
gezeigt, noch gesehen werden könne, wenn Du Gott nicht siehst, auch
Wind und Luft sind unsichtbar, ob sie gleich Alles hin und her stoßen,
bewegen, erschüttern. Gott ist nicht greifbar, nicht tastbar. Aber ist
es denn die Luft, ob sie gleich für die Physiker wägbar ist, ist es das
Licht? Läßt sich das Licht, läßt sich die Luft plastisch, d. h. in einer in—
dividuellen, körperlichen Gestalt darstellen? Wie verkehrt ist es daher,
daraus, daß Völker von ihren Göttern oder ihrem Gotte keine Bilder,
keine Statuen und folglich keine Tempel haben, zu schließen, daß sie
ein geistiges Wesen, ein geistiges Wesen in unserem Sinne verehren?
Sie verehren die Natur, seis nun im Ganzen oder in ihren Theilen,
ohne sie noch vermenschlicht, ohne sie wenigstens noch in bestimmte
menschliche Form und Figur gebracht zu haben, das ist der Grund,
warum sie keine menschlichen Bilder und Statuen von den Gegenständen
ihrer religiösen Verehrung haben. Gott kann ich nicht in beschränkte
Formen, Bilder, Begriffe fassen; aber kann ich denn die Welt, das Uni—
ln versum darein fassen? Wer kann sich von der Natur ein Bild machen,
wenigstens ein ihrem Wesen entsprechendes Bild? Jedes Bild ist ja nur
von einem Theil der Welt genommen, wie kann ich also das Ganze in
einem Theile entsprechend darstellen wollen? Gott ist nicht ein zeitlich
und räumlich beschränktes Wesen; aber ist's denn die Welt? ist die
Welt an diesem Orte, in dieser Zeit? ist sie nicht an allen Orten, in
allen Zeiten? Ist die Welt in der Zeit oder nicht vielmehr die Zeit in
der Welt? ist die Zeit nicht eine Form nur der Welt, die Art und Weise,
in welcher die einzelnen Wesen und Wirkungen der Welt auf einander
folgen? Wie kann ich also der Welt einen zeitlichen Anfang zuschreiben?
Setzt die Welt die Zeit oder nicht vielmehr die Zeit die Welt voraus?
Die Welt ist das Wasser, die Zeit die Bewegung des Wassers; ist aber
das Wasser nicht der Natur der Sache nach früher, als die Bewegung
iunn desselben? setzt nicht die Bewegung des Wassers das Wasser voraus?
uwieden M ist die Bewegung desselben nicht eine Folge seiner eigenthümlichen Natur
Feuerbach's sämmtliche Werke. VIII.
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