Full text: Vorlesungen über das Wesen der Religion (8. Band)

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nucius Felir auf den Vorwurf der Heiden, daß der Christen Gott nicht 
gezeigt, noch gesehen werden könne, wenn Du Gott nicht siehst, auch 
Wind und Luft sind unsichtbar, ob sie gleich Alles hin und her stoßen, 
bewegen, erschüttern. Gott ist nicht greifbar, nicht tastbar. Aber ist 
es denn die Luft, ob sie gleich für die Physiker wägbar ist, ist es das 
Licht? Läßt sich das Licht, läßt sich die Luft plastisch, d. h. in einer in— 
dividuellen, körperlichen Gestalt darstellen? Wie verkehrt ist es daher, 
daraus, daß Völker von ihren Göttern oder ihrem Gotte keine Bilder, 
keine Statuen und folglich keine Tempel haben, zu schließen, daß sie 
ein geistiges Wesen, ein geistiges Wesen in unserem Sinne verehren? 
Sie verehren die Natur, seis nun im Ganzen oder in ihren Theilen, 
ohne sie noch vermenschlicht, ohne sie wenigstens noch in bestimmte 
menschliche Form und Figur gebracht zu haben, das ist der Grund, 
warum sie keine menschlichen Bilder und Statuen von den Gegenständen 
ihrer religiösen Verehrung haben. Gott kann ich nicht in beschränkte 
Formen, Bilder, Begriffe fassen; aber kann ich denn die Welt, das Uni— 
ln versum darein fassen? Wer kann sich von der Natur ein Bild machen, 
wenigstens ein ihrem Wesen entsprechendes Bild? Jedes Bild ist ja nur 
von einem Theil der Welt genommen, wie kann ich also das Ganze in 
einem Theile entsprechend darstellen wollen? Gott ist nicht ein zeitlich 
und räumlich beschränktes Wesen; aber ist's denn die Welt? ist die 
Welt an diesem Orte, in dieser Zeit? ist sie nicht an allen Orten, in 
allen Zeiten? Ist die Welt in der Zeit oder nicht vielmehr die Zeit in 
der Welt? ist die Zeit nicht eine Form nur der Welt, die Art und Weise, 
in welcher die einzelnen Wesen und Wirkungen der Welt auf einander 
folgen? Wie kann ich also der Welt einen zeitlichen Anfang zuschreiben? 
Setzt die Welt die Zeit oder nicht vielmehr die Zeit die Welt voraus? 
Die Welt ist das Wasser, die Zeit die Bewegung des Wassers; ist aber 
das Wasser nicht der Natur der Sache nach früher, als die Bewegung 
iunn desselben? setzt nicht die Bewegung des Wassers das Wasser voraus? 
uwieden M ist die Bewegung desselben nicht eine Folge seiner eigenthümlichen Natur 
Feuerbach's sämmtliche Werke. VIII. 
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