nicht aus den Individuen, sondern umgekehrt diese aus jenen entsprin⸗
i gen läßt. Das Allgemeine als solches, der Gattungsbegriff existirt
aber im Denken und für das Denken; daher kommt es also, daß der
Mensch auf den Gedanken und Glauben kommt, die Welt sei aus den
Ideen, aus den Gedanken eines geistigen Wesens entsprungen. Auf
dem Standpunkt des von den Sinnen absehenden Denkens erscheint
auch nichts natürlicher, als dieser Gang; denn dem von den Sinnen
abstrahirenden Geiste liegt das Abstracte, das Geistige, das nur Ge—
dachte näher, als das Sinnliche; es ist für ihn früher und höher, als
dieses, daher ganz natürlich für ihn, das Sinnliche aus dem Geistigen,
das Wirkliche aus dem Gedachten entspringen zu lassen. Wir finden
ja diesen Gang selbst noch bei den modernen, speculativen Philosophen.
Diese erschaffen noch heute, wie einst der christliche Gott, aus ihrem
Kopf die Welt.
Der Glaube oder die Vorstellung, daß die Welt, die Natur von
einem denkenden oder geistigen Wesen überhaupt hervorgebracht sei, hat
aber noch einen andern als diesen eben angeführten Grund, welchen wir
den philosophischen oder speculativen nennen können im Unterschiede
von dem jetzt anzuführenden populären Grund. Es ist dieser. Der
Mensch bringt Werke außer sich hervor, denen im Menschen der Gedanke
derselben, der Entwurf, der Begriff vorausgegangen ist, und eine Ab—
sicht, ein Zweck zum Grunde liegt. Wenn der Mensch ein Haus baut,
so hat er eine Idee, ein Bild im Kopfe, wornach er baut, welches er
verwirklicht, außer sich in Stein und Holz verwandelt oder übersetzt,
und eben so hat er einen Zweck dabei; er baut sich ein Wohnhaus oder
Gartenhaus oder Fabrikgebäude; kurz er baut sich ein Haus zu diesem
oder jenem Zwecke. Und dieser Zweck bestimmt die Idee des Hauses,
die ich in meinem Kopf entwerfe; denn ein Haus zu diesem Zwecke denke
ich mir anders, als ein Haus zu einem anderen Zwecke Ueberhaupt
ist der Mensch ein nach Zwecken thätiges Wesen; er thut nichts, wobei
er nicht einen Zweck hat. Der Zweck ist aber im Allgemeinen gar
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