Full text: Vorlesungen über das Wesen der Religion (8. Band)

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druß oft wiederholt worden. Es ist der popularste und auf einem ge⸗ 
wissen Standpunkt einleuchtendste und überzeugendste Beweis AeVBe— 
weis des gemeinen, d. h. ungebildeten, nichts von der Natur wissenden 
Menschenverstands; er ist daher der einzige, wenigstens theoretische 
Grund und Stützpunkt des Theismus im Volke. Wir müssen aber 
gegen diesen Schluß vor Allem geltend machen, daß, obwohl der Vor— 
stellung von Zwecken etwas Gegenständliches oder Wirkliches in der 
Natur entspricht, doch der Ausdruck und Begriff Zweck kein angemessener 
ist. Was nämlich der Mensch die Zweckmäßigkeit der Natur nennt und 
als solche auffaßt, das ist in Wirklichkeit nichts Andres, als die Einheit 
der Welt, die Harmonie der Ursachen und Wirkungen, der Zusammen— 
k hang überhaupt, in dem Alles in der Natur ist und wirkt. So wie die 
Worte nur dann einen Sinn und Verstand haben, wenn sie in einem 
nothwendigen Zusammenhang mit einander stehen, so ist es auch nur 
der nothwendige Zusammenhang, in welchem die Wesen oder Erschei⸗ 
nungen der Natur mit einander stehen, welcher auf den Menschen den 
Eindruck der Verständigkeit und Absichtlichkeit macht. Die Stoiker ge— 
brauchten in ihren Beweisen von einer verständigen Ursache der Welt 
gegen die freilich unvernünftige Vorstellung, daß die Welt dem Zufall, 
dem zufälligen Zusammenkommen von Atomen, d. h. unendlich kleinen, 
festen und untheilbaren Körpern ihre Existenz verdanke, das Bild, daß 
dies eben so wäre, als wenn man aus einem zufälligen Zusammenwür⸗ 
feln von Buchstaben sich die Entstehung eines geistigen Werks, z. B. 
der Geschichtsbücher des Ennius erklären wollte. Allein obgleich die 
su Welt keinem Zufall ihre Existenz verdankt, so brauchen wir uns des— 
wegen doch keinen menschlichen oder menschenähnlichen Autor derselben 
zu denken. Die sinnlichen Dinge sind keine Buchstaben oder Lettern, die 
erst von einem Setzer außer ihnen zusammengesetzt werden müssen, weil 
Dstt sie in keiner nothwendigen Beziehung zu einander stehen; die Dinge in 
ghnllemm der Natur ziehen sich an, bedürfen und begehren einander, denn eines 
eber⸗ ist nicht ohne das andere, treten also durch sich selbst in Beziehung, 
Feuerbach's sämmtliche Werke. VIII. 1 
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