geistige Thätigkeit ist eine körperliche, eine Kopfarbeit; sie unterscheidet
sich von den anderen Thätigkeiten nur dadurch, daß sie die Thätigkeit
eines anderen Organs, die Thätigkeit eben des Kopfes ist. Weil
aber die Denkthãtigkeit eine Thätigkeit eigenthümlicher Art ist, die eben
deswegen mit keiner anderen verglichen werden kann, weil in dieser Thä—
tigkeit die sie bedingenden Organe dem Menschen nicht unmittelbar
Gegenstand seines Gefühls und Bewußtseins sind, wie z. B. bei dem
Essen der Mund und Magen, dessen Leere und Fülle er fühlt, bei dem
Sehen das Auge, bei der Handarbeit die Werkzeuge der Hände und
Arme, weil die Kopfthätigkeit die verborgenste, zurückgezogenste, die ge—
räuschloseste, unvernehmlichste Thätigkeit ist, so hat er diese Thätigkeit
zu einem absolut körperlichen, unorganischen, abstracten Wesen gemacht,
dem er den Namen Geist gegeben. Da aber dieses Wesen nur der Un—
wissenheit des Menschen von den organischen Bedingungen der Denk—
thätigkeit und der diese Unwissenheit ausfüllenden Phantasie seine
Existenz verdankt, da dieses Wesen also nur eine Personification der
menschlichen Unwissenheit und Phantasie ist, so fallen auch in Wirklich—
keit alle die Schwierigkeiten weg, die auf die Vorstellung dieses Wesens
gebaut sind. Ist der Geist eine Thätigkeit des Menschen, kein Wesen
für sich, ift er nicht ohne Organe, nicht abtrennbar vom Leibe, so kann
er nur aus dem Wesen der Natur, aber nicht aus Gott abgeleitet wer—
den, denn dieser Gott oder göttliche Geist, aus dem der menschliche ab—
geleitet werden soll, ist ja selbst nichts Andres, als eben diese vom Leibe
und allen leiblichen Organen in Gedanken abgezogene, als ein selbst—
ständiges Wesen gedachte und vorgestellte geistige Thätigkeit.
Der Geist ist allerdings das Höchste im Menschen; er ist der Adel
des Menschengeschlechts, sein Unterscheidungsmerkmal vom Thiere; aber
das menschlich Erste ist deswegen noch nicht das natürlich oder von
Natur Erste. Im Gegentheil das Höchste, Vollendetste ist das Letzte,
Spaͤteste. Den Geist zum Anfang, zum Ursprung machen, ist daher
eine Umkehrung der Naturordnung. Aber die menschliche Eitelkeit,
198