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Neunzehnte Vorlesung.
Die Kamtschadalen haben, wie uns die theistischen Reisebeschreiber
erzählen und sich ausdrücken, einen höchsten Gott, den sie Kutka nen⸗
nen, und für den Schöpfer des Himmels und der Erde halten. Von
ihm, sagen sie, sei Alles gemacht und entstanden. Sie halten sich aber
für viel klüger als Gott und Niemanden für thörichter, unsinniger und
dummer als ihren Kutka. Wenn er, sagen sie, klug und vernünftig
ho gewesen wäre, so würde er die Welt viel besser erschaffen, nicht so viele
Que unübersteigliche Berge und Klippen darein gesetzt, nicht so viel reißende
uMNsh⸗ Ströme und anhaltende Sturmwinde gemacht haben. Wenn sie daher
emaut. im Winter an einem hohen Berge auf- und abfahren, so können sie sich
nicht enthalten, ganz entsetzlich auf den Kutka zu schelten. Wir entsetzen
uns billig, bemerkt hiezu ein rationalistischer Schriftsteller, über diese
Tollheiten“. Ich entsetze mich darüber aber gar nicht; ich verwundere
mich vielmehr darüber, daß die Christen so wenig Selbsterkenntniß be⸗
sitzen und nicht bemerken, daß sie sich nicht dem Wesen nach von den
Kamtschadalen unterscheiden. Sie unterscheiden sich nur darin von
ihnen, daß sie ihrem Aerger über die Rohheiten und Brutalitäten der
Natur nicht in Scheltworten, wie die Kamtschadalen, sondern in Thaten
Luft machen. Die Christen ebnen Berge oder führen wenigstens gang—
bare, bequeme Wege über sie; sie setzen reißenden Strömen Dämme ent—⸗