Full text: Vorlesungen über das Wesen der Religion (8. Band)

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Andres ist, als das eigene Wesen des Menschen, gleichwie ich im ersten 
Theil zu zeigen hatte, daß der vom Menschen unterschiedene Gott nichts 
Andres, als die Natur oder das Wesen der Natur. Oder, im ersten 
Theil hatte ich zu beweisen, daß das Wesen der Naturreligion die Natur, 
daß sich in der Natur und Naturreligion nichts Andres offenbart und 
darstellt, als die Natur; jetzt habe ich zu beweisen, daß sich in der Gei— 
stesreligion nichts Andres ausspricht und offenbart, als das Wesen des 
menschlichen Geistes. Ich habe schon in den ersten Stunden erklärt, 
daß ich in diesen Vorlesungen von den untergeordneten Unterschieden der 
Religion absehe, daß ich die Religion nur auf zwei große Unterschiede 
oder Gegensäͤtze reducire, auf Naturreligion und Menschen- oder Geistes— 
religion, auf Heidenthum und Christenthum. Ich komme daher jetzt 
vom Wesen der Naturreligion oder des Heidenthums zum Wesen des 
Christenthums. Ehe ich aber an dieses selbst komme, müssen die Ueber⸗ 
gangsstufen, die Gründe, welche den Menschen von der Natur abziehen, 
den Menschen auf sich zurückführen, den Menschen bestimmen sein Heil 
nicht außer sich, sondern in sich zu suchen, wenigstens in Kurzem ange— 
geben, dabei aber Momente entwickelt werden, welche eben so die Gei⸗ 
stes- als Naturreligion, also überhaupt die Religion angehen, und von 
der größten Wichtigkeit sind, um das Wesen der Religion zu begreifen, 
aber dem successiven Gang gemäß, dem der Mensch im Sprechen und 
Denken unterworfen ist, erst jetzt wenigstens vollstaͤndig zur Sprache 
kommen können. Der Uebergang von der Naturreligion zum eigent— 
lichen Theismus oder Monotheismus erstreckt sich im „Wesen der Reli⸗ 
gion“ von 8. 26 41. 
Die Natur ist der erste Gegenstand der Religion, aber die Natur 
ist da, wo sie religiös verehrt wird, dem Menschen nicht Gegenstand als 
Natur, wie sie es uns ist, sondern als ein menschenähnliches oder viel— 
mehr menschliches Wesen. Der Mensch betet die Sonne auf dem Stand— 
punkt der Naturreligion an, weil er fieht, wie Alles von ihr abhaͤngt, 
wie kein Gewachs, kein Thier, kein Mensch ohne sie bestehen kann, aber
	        
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