24
banden die Götterbildnisse an, damit sie ihnen nicht davon liefen, sie
kleideten und schmückten sie, bewirtheten sie mit kostbaren Speisen und
Getränken, legten sie auf weiche Speisesophas hin — wenigstens geschah
dies bei den Roömern mit den männlichen Göttern, denn die Göttinnen
durften so wenig als vor Zeiten die Römerinnen bei Tische liegen —,
badeten und salbten sie, versahen sie mit allen Bedürfnissen der mensch—
lichen Toilette und Eitelkeit, mit Spiegeln, Handtüchern, Striegeln,
Kammerdienern und Kammerjungfern, machten ihnen des Morgens ihre
Aufwartung, wie den vornehmen Herren, ergötzten ste mit Schauspielen
und andern Lustbarkeiten. Seneca erzählt sogar bei Augustin von einem
alten abgelebten Komödianten, der täglich im Capitolium sein Possen⸗
spiel trieb, gleich als könnte er noch den Göttern ein Vergnügen berei⸗—
ten, nachdem ihn längst die Menschen satt hatten. Eben deswegen,
weil die Götterbilder oder Statuen Götter hießen und waren, hieß auch
der Bildhauer oder überhaupt Bildmacher Theopoios, d. h. Gott—
macher, die Bildhauerkunst Gottmacherkunst. ()
Dasselbe, was wir hier bei den gebildetsten Völkern des Alterthums
sehen, finden wir noch jetzt bei den rohen Voölkern, nur daß ihre Götter
und Götzen keine Meisterstücke der menschlichen Kunstgeschicklichkeit sind,
wie die der Griechen und Römer. So haben die Ostjaken*) z. B. zu
ihren Götzen Puppen von Holz mit einem Menschengesichte. „Und
diese ihre Goͤtzen versehen sie mit Schnupftabak und legen etwas
Bast bei, in der Meinung, daß der Götze, wenn er geschnupft hat, die
Nase damit auf Ostjakisch verstopfen soll. Ereignet es sich, daß durch—
reisende Russen in der Nacht, wenn Alles schläft, den Tabak entwenden,
so wundern sich die Ostjaken am Morgen, wie der Götze so viel hat
schnupfen können.“ (GBastholm a. a. O.) Aber nicht nur die Heiden,
auch die Christen waren und sind noch zum Theil Bilderverehrer, auch
Die meisten sind jetzt jedoch Christen.
23