Full text: Vorlesungen über das Wesen der Religion (8. Band)

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tuhn 
übrigens ist, wenn der Ostjake von dem Götzen, der Alles, was er hat 
Min und ist, der Gutmüthigkeit und Einbildungskraft, der Beschränktheit 
und Unwissenheit des Ostjaken verdankt, wenn überhaupt der Mensch 
von Bildern und Statuen Hülfe erwartet; so liegt doch diesem Unsinn 
wieder der Sinn zu Grunde, daß eigentlich nur der Mensch dem Men— 
schen helfen kann, daß ein Gott, der dem Menschen helfen soll, mensch⸗ 
liche Gefühle und folglich menschliche Bedürfnisse haben muß, denn sonst 
hat er ja selbst auch kein Gefühl für menschliche Noth. Wer nie em— 
pfunden, was der Hunger, wird auch einem Hungernden nicht aus der 
Noth helfen. Was aber die Macht zu helfen hat, das hat auch die 
Macht zu schaden. Die Religion betrachtet also im Unterschiede von 
der Kunst die Bilder, die sie schafft, als Gegenstände des Abhängigkeits— 
gefuͤhles, als Wesen, welche die Macht zu nützen und zu schaden haben, 
als Wesen, welchen der Mensch daher seine Huldigungen, Opfer dar— 
bringt, vor denen er niederknieet, die er anbetet um sie sich geneigt zu 
machen. 
Ich habe aber die Beispiele aus dem Bilderdienst nicht angeführt, 
um an ihnen den Unterschied zwischen der Kunst und Religion etwa nur 
in Beziehung auf die sogenannten goöͤhendienerischen Religionen zu zei⸗ 
gen; ich habe sie angeführt, weil sich in ihnen das Wesen der Religion 
überhaupt, so auch das Wesen der christlichen Religion auf eine sinn— 
fällige Weise darstellt. Der Mensch muß überall von dem Sinn⸗ 
lichen, als dem Einfachsten und Unläugbarsten und Deutlichsten aus-, 
und erst von da zu den complicirteren, abstracten, dem Auge entzogenen 
Gegenständen übergehen. Der Unterschied zwischen der christlichen und 
in heidnischen Religion ist nur, daß die Bilder der christlichen Religion, 
r wenigstens da, wo sie ihren Unterschied vom Heidenthum festhält, wo 
t uur an sie nicht selbst heidnisch wird oder ist, keine steinerne, metallene, hölzerne 
t nat oder farbige, sondern geistige Bilder sind. Die christliche Religion 
penschaften stützt sich nicht auf die Sinne, sondern, wie ich gelegentlich schon in 
msinnig t einer der ersten Vorlesungen sagte, auf das Wort, — das Wort Got⸗ 
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