tes, wie die alten, gläubigen Christen die Bibel nannten, welche sie als
eine besondere Offenbarung Gottes der Natur entgegensetzten — nicht
auf die Macht der Sinnlichkeit, wie die Heiden, welche der Macht der
sinnlichen Liebe und Zeugungskraft das Dasein, die Schöpfung der
Welt zuschrieben, sondern auf die Macht des Wortes: Gott sprach:
„es werde Licht, und es ward Licht“, es werde die Welt, und es ward
die Welt. „Gottes Wort, sagt Luther, ist also eine köstliche theure
Gabe, welche Gott hoch hält und achtet, daß er auch Himmel und Erden,
Sonne, Mond und Sterne gegen diese Worte für nichts hält, denn
durch das Wort sind alle Creaturen erschaffen.“ „Himmel und
Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht ver—
gehen“ Oder, da das Wort (subjectiv für den Menschen) durch das
Gehoͤr vermittelt ist, so kann man sagen, wie ich schon früher im Vor—
beigehen bemerkte, daß sich die christliche Religion auch auf den Sinn
stützt; aber nur auf das Ohr. „Nimm das Wort weg, sagt in seiner
christlichen Religionslehre Calvin, und es bleibt kein Glaube übrig.“
„Obgleich der Mensch, sagt derselbe, seine Augen ernstlich auf die Be—
trachtung der Worte Gottes (d. i. der Natur) wenden soll, so muß er
doch vor Allem oder insbesondere die Ohren auf das Wort richten,
denn das in der herrlichen Form der Welt eingedrückte Bild Gottes ist
nicht wirksam genug.“ Eben deswegen eifert Calvin auch gegen jedes
körperliche Bild von Gott, weil seine Majestät nicht von dem Auge ge⸗
faßt werden konne, und verwirft den von der zweiten Nicenischen Sy⸗
node ausgesprochenen Satz, daß „Gott nicht durch das Anhören des
Wortes allein, sondern auch durch den Anblick der Bilder erkannt
werde.“ Cornelius Agrippa von Nettesheim sagt in seiner Schrift von
der Ungewißheit und Eitelkeit der Wissenschaften: „Wir (nämlich
Christen) dürfen nicht lernen aus dem verbotenen Buch der Bilder, son—
dern aus dem Buch Gottes, welches ist das Buch der h. Schrift. Wer
also Gott kennen lernen will, der suche ihn nicht in den Bildern der
Maler und Bildhauer, sondern forsche, wie Johannes sagt, in der
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