ten sei. Zum dritten und letzten Mal behandelte ich die Unsterblichkeit
in meiner Abhandlung: „die Unsterblichkeitsfrage vom Standpunkt der
Anthropologie“. Der erste Abschnitt handelt von dem allgemeinen Un—
sterblichkeitsglauben, von dem Glauben, wie er sich bei allen oder meisten
Völkern im Zustande ihrer Kindheit oder Unbildung findet. Hier zeige
ich, daß die Unsterblichkeitsglaubigen dem Glauben der Völker ihre
eignen Vorstellungen unterschieben, daß dieselben in Wahrheit nicht an
ein anderes, sondern nur an dieses Leben glauben, daß das Leben der
Todten nur das Leben im Reiche der Erinnerung, der lebendige Todte
nur das personificirte Bild des Lebendigen von dem Todten sei; ich zeige
ferner, daß, wenn man einmal eine persönliche oder individuelle Unsterb—
lichkeit will, man sie nur im Sinne der einfachen Naturvölker glauben
muß, bei welchen der Mensch nach dem Tode ganz Derselbe ist, wie vor
dem Tode, dieselben Leidenschaften, Beschäftigungen und Bedürfnisse hat,
denn von ihnen läßt sich der Mensch nicht abtrennen. Der zweite Ab—
schnitt handelt von der sübjectiven Nothwendigkeit des Unsterblichkeits—
glaubens, d. h. von den inneren, psychologischen Gründen, welche im
Menschen den Glauben an seine Unsterblichkeit erzeugen. Der Schluß—
satz dieses Abschnittes ist, daß die Unsterblichkeit eigentlich nur für träu—
merische, müßige, über ihr Leben in der Phantasie hinausschweifende,
aber nicht für thatkräftige, mit den Gegenständen des wirklichen Lebens
beschäftigte Menschen ein Bedürfniß sei. Das dritte Kapitel handelt
1 von dem „kritischen Unsterblichkeitsglauben“, d. h. von dem Stand—
1 punkt, wo man nicht mehr glaubt, daß die Menschen mit Haut und
;l Haaren nach dem Tode fortexistiren, sondern zwischen einem sterblichen
und unsterblichen Wesen des Menschen kritisch unterscheidet. Dieser
Glaube falle aber selbst nothwendig, sage ich, dem Zweifel, der Kritik
—i anheim; er widerspreche dem unmittelbaren Einheitsgefühle und Ein—
l heitsbewußtsein des Menschen, welches eine solche kritische Theilung und
hnssfeletß Zerspaltung des menschlichen Wesens ungläubig von sich weise. Der
n Echtf⸗ letzte Abschnitt handelt endlich von dem Unsterblichkeitsglauben, wie
*
19
2