Full text: Vorlesungen über das Wesen der Religion (8. Band)

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senheit erfuͤlt er nur, um noch einmal das Gesagte kurz zusammen zu 
fassen, feinen Wunsch, Alles zu wissen, oder vergegenständlicht er nur 
die Fähigkeit des menschlichen Geistes, in seinem Wissen nicht auf diesen 
oder jenen Gegenstand beschränkt zu sein, sondern Alles zu umfassen; 
in der göttlichen Allörtlichkeit oder Allgegenwart verwirklicht er nur den 
Wunsch, an keinen Ort gebunden zu sein, oder vergegenständlicht er nur 
die Fähigkeit des menschlichen Geistes, in Gedanken überall zu sein; in 
der göttlichen Ewigkeit oder Allzeitlichkeit verwirklicht er nur den Wunsch, 
an keine Zeit gebunden zu sein, nicht zu enden, oder vergegenständlicht 
er nur die Endlosigkeit und (wenigstens, wenn er folgerichtig denkt) die 
Anfangslosigkeit des menschlichen Wesens, der menschlichen Seele, denn 
wenn die Seele des Menschen nicht sterben, nicht enden kann, so kann 
sie auch nicht entstehen, nicht anfangen, wie Viele ganz consequent ge— 
glaubt haben; in der göttlichen Allmacht verwirklicht er nur den Wunsch, 
Alles zu können, ein Wunsch, der mit dem Wunsch Alles zu wissen zu⸗ 
fammenhaͤngt oder nur eine Folge desselben ist; denn der Mensch kann 
nur so viel, wie schon der Engländer Bacon sagt, als er weiß, wer ja 
nicht weiß, wie man eine Sache macht, der kann sie auch nicht machen; 
das Können setzt das Wissen voraus; wer daher Alles zuwissen wünscht, 
der wünscht auch Alles zu können; oder: in der göttlichen Allmacht ver— 
gegenständlicht und vergöttert der Mensch nur sein Allvermögen, seine 
unbeschränkte Fähigkeit zu Allem. Das Thier, sagt ein christlicher Den⸗ 
ker, der selbst über die Wahrheit der christlichen Religion geschrieben, 
Hugo Grotius, kann nur dieses oder jenes; aber die Macht, das Ver— 
moͤgen des Menschen ist unbeschränkt. In der göttlichen Seligkeit und 
Vollkommenheit verwirklicht der Mensch nur den Wunsch, selbst selig 
und vollkommen, folglich auch moralisch vollkommen zu sein; denn 
ohne moralische Vollkommenheit giebt's keine Seligkeit: wer kann 
selig sein mit Eifersucht, mit Neid und Mißgunst, mit Bosheit und 
Rachegefühl, mit Habsucht und Trunksucht? Das göttliche Wesen also 
ist das Wesen des Menschen, aber nicht, wie es der prosaischen Wirk— 
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