nanen Gattung, seinen wesentlichen Stand und Lebensberuf hinaus — er will
nur Jenseits bequemer und leichter sich den Fang machen. Welch ein
bescheidener Wunsch! Der Culturmensch, dessen Geist und Leben nicht
an einen beschränkten Ort gebunden, wie des Wilden Geist und Leben,
welcher nichts kennt, als sein Land, dessen Verstand sich nicht weiter als
einige geographische Meilen erstreckt, hat natuͤrlich auch keine so be—
schränkten Wünsche. Er wünscht sich nicht blos, um bei dem Beispiel
stehen zu bleiben, die genießbaren Thiere und Früchte seines Landes; er
wünscht sich auch die Genüsse der fernsten Länder zu verschaffen; seine
Genüsse und Wünsche sind im Vergleich zu denen des Wilden unend—
lich; aber gleichwohl gehen sie weder über die Natur der Erde, noch
über die Natur des Menschen überhaupt hinaus. Der Gattung nach
stimmt der Culturmensch mit dem Wilden überein; er will keine himm—
lischen Speisen, von denen er ja so Nichts weiß; er will nur Erzeugnisse
der Erde; er will nicht das Essen überhaupt, er will nur den rohen,
ausschließlich auf die Erzeugnisse dieses Ortes beschränkten Genuß auf⸗—
heben. Kurz der vernünftige und naturgemäße Glückseligkeitstrieb geht
nicht ͤber das Wesen des Menschen, über das Wesen dieses Lebens,
dieser Erde hinaus; er will nur die Uebel, die Beschränkungen auf—
heben, die wirklich aufzuheben, die nicht nothwendig sind, nicht zum
Wesen des Lebens gehören. Wünsche daher, die über die menschliche
Natur oder Gattung hinausgehen, wie z. B. der Wunsch, gar nicht zu
essen, nicht mehr überhaupt den leiblichen Bedürfnissen unterworfen zu
sein, sind eingebildete, phantastische Wünsche, folglich auch das Wesen,
das diese Wünsche erfüllt, das Leben, wo sie erfüllt werden, nur ein
eingebildetes, phantastisches Wesen und Leben. Die Wünsche dagegen,
welche nicht über die menschliche Gattung oder Natur hinausgehen,
welche nicht blos in der bodenlosen Einbildung und in unnatürlicher
Gefühlsschwelgerei, sondern in einem wirklichen Bedürfniß und Trieb
ait, der menschlichen Natur ihren Grund haben, finden auch innerhalb der
a senr menschlichen Gattung, im Laufe der menschlichen Geschichte ihre Er—
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