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nunft, Geist. Es gesellt sich also zu den beiden ersten Theilen der gött⸗
lichen Metaphysik noch ein dritter: die Logik; d. h. es verbindet sich im
Kopfe des Menschen mit dem von der Natur überhaupt abgezogenen
Wesen auch noch das vom Menschen insbesondere abgezogene Wesen.
Gott hat daher so viel Existenz oder Realität, als das Sein, als das
Wesen, als der Geist im Allgemeinen, also subjective, logische, meta⸗
physische Existenz; aber wie thöricht ist es, die metaphysische Existenz zu
einer physischen, die subjective Existenz zu einer objectiven, die logische
oder abstracte Existenz wieder zu einer unlogischen, wirklichen Existenz
machen zu wollen! Aber freilich wie bequem, wie gemüthlich ist es
auch, das gedachte, abgezogene Wesen, das man stets mit sich im Kopfe
herumträgt und mit dem man machen kann, was man will, fuͤr das wahre
Wesen zu halten, und so auf das unzugängliche, widerspänstige wirk—
liche Wesen selbst mit Verachtung herabblicken zu können! Allerdings
„ist das Gedachte“, aber nicht als Gedachtes; Gedachtes ist und bleibt
Gedachtes, Seiendes Seiendes; du kannst nicht Eins in Andere pfuschen.
„Also ist ein ewiger Riß und Widerspruch zwischen Sein und Denken?“
Allerdings im Kopfe; aber in der Wirklichkeit ist er längst gelöst, frei⸗
lich nur auf die der Wirklichkeit, nicht deinen Schulbegriffen entsprechende
Weise, und zwar gelöst durch nicht weniger als fünf Sinne.
3) Ein Vogel z. B. fliegt vorbei; ich folge ihm und komme an
eine koͤstliche Quelle; also ist dieser Vogel ein Glück verkündender; eine
Katze lauft mir quer uͤber den Weg, wie ich eben meine Reise antrete;
die Reise mißgluͤckt; also ist die Katze eine Unglücksprophetin. Das
Gebiet des religiösen Aberglaubens ist ein schlechthin unbegränztes und
unendliches, denn sein Causalzusammenhang ist der bloße Zufall. Und
es kann daher ein Thier oder sonst ein Naturwesen Gegenstand des reli—
gioͤsen Glaubens oder Aberglaubens werden, ohne daß irgend ein ob—